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Utopisten-Kongress: Konsumieren mit gutem Gewissen

Das Internetportal Utopia.de veranstaltete einen Kongress für "strategischen Konsum und nachhaltigen Lebensstil" im Berliner Radialsystem. Dahinter steckt die Idee, die Welt zu verändern, ohne groß auf etwas verzichten zu müssen - außer aufs aufs Nachdenken.

Claudia Langer findet, „Draufhauen ist old-fashioned“. Sie weiß, wie man moderne Utopien organisiert. Ihre ist ganz einfach: „Die Welt verändern.“ Deshalb hatte sie gestern 500 Vertreter aus Medien, Wissenschaft und Kultur ins Radialsystem zur Konferenz eingeladen. Ihre Veränderungen sollen Spaß machen. Dabei hilft ihr das Internet. Vor einem Jahr gründete sie die Plattform Utopia.de „für strategischen Konsum und nachhaltigen Lebensstil“. Im Kuratorium sitzen Wissenschaftler wie Rainer Grießhammer vom Öko-Institut, aber auch Moderatorin Sandra Maischberger und Schauspieler Axel Milberg.

Dann gibt es noch 30 000 angemeldete Utopisten und Utopistinnen. Die Berühmteste kommt mit einer Jutetasche über der Schulter und Peace-Zeichen in den Ohren zur Konferenz. Die Schauspielerin Daryl Hannah hält den letzten der neun Vorträge. Eigentlich wollte sie drei Tage in Berlin bleiben, jetzt fliegt sie gleich wieder zurück – weil ihr Hund gestorben ist. Das hält sie aber nicht davon ab, ihre Botschaft zu verkünden: „Jeder kann etwas dagegen tun, dass die Welt zerstört wird.“ Die Schauspielerin sagt deutlich, was sie von Firmen hält, die sich nur mit grünem Image schmücken. „Es nützt nichts, eine Sonnenblume ins Schaufenster zu stellen.“

Umweltverträgliches Shampoo im Badezimmer??

Aber Utopia richtet sich keineswegs gegen die Wirtschaft. „Du bist verantwortlich, wenn du einkaufst“, sagt Claudia Langer. Bei Utopia kann man sich über Produkte austauschen: „Habe ich die richtige Glühlampe an der Decke, ein umweltverträgliches Shampoo im Badezimmer?“ Ein reiner Produktratgeber will Utopia aber keineswegs sein. „Es gab sofort das Bedürfnis, etwas offline zu machen“, so Langer. In Berlin treffen sich die Utopisten einmal im Monat.

Claudia Langer hat als Werberin früher Kampagnen entworfen für Levi’s, Eon und MTV. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Kindern in einem Ökohaus bei München, ist aber oft in Berlin. „Hier gibt es viele Leute, mit denen ich reden will.“ Sie möchte kein Guru sein, deshalb spricht sie auch fast immer im Plural. „Wir haben nur Redner eingeladen, die die Zukunft sind.“ Wie der Highschool-Lehrer Greg Craven aus Oregon. Er erklärt den Teilnehmern mit einem einfachen Diagramm, was passieren kann, wenn wir den Klimawandel weiter ignorieren. Auf Youtube haben ihm schon sieben Millionen zugeschaut. Dort veröffentlichte der Biolehrer ein Video über den Klimawandel für seine Schüler, weil er wusste: „Nur im Internet hören die mir zu.“

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