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Diepgen

© Ullstein

Verdienstorden: Die Frage nach der Ehre

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit will seinen Amtsvorgänger mit einem Orden auszeichnen. Eberhard Diepgen wird vor allem in Zusammenhang mit dem Bankenskandal in Erinnerung bleiben - doch zuvor leistete er 16 Jahre lang harte Arbeit für Berlin.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Ehre, wem Ehre gebührt. Und Berlin hat viele Möglichkeiten, jene Bürger mit Orden zu schmücken, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Die höchste Auszeichnung ist die Ehrenbürgerschaft. Dann gibt es die Ernst-Reuter-Plakette, den Verdienstorden des Landes Berlin, die Stadtältestenwürde, die vom Regierenden Bürgermeister ebenfalls verliehene Ehrenprofessur und, bisher den Frauen vorbehalten, die LouiseSchroeder-Medaille.

Seit 1987 wird an jedem 1. Oktober, dem Jahrestag des Inkrafttretens der Berliner Verfassung, „zur Anerkennung und Würdigung hervorragender Verdienste“ der Verdienstorden des Landes Berlin verliehen. Ein Ordenskreuz am rot-weiß-roten Band. Dazu erhalten die Geehrten eine Urkunde mit dem Großen Dienstsiegel des Landes und der Unterschrift des Regierenden Bürgermeisters. Der hat auch das Vorschlagsrecht. Davon hat kürzlich Klaus Wowereit (SPD) Gebrauch gemacht, als er dem Senat empfahl, seinen Amtsvorgänger Eberhard Diepgen (CDU) mit dem Verdienstorden zu ehren.

Nette Geste für die CDU?

Prompt wurde der vertrauliche Senatsbeschluss vom „Neuen Deutschland“ öffentlich gemacht. Verbunden mit der Spekulation, dass der sozialdemokratische Regierungschef mit einer solchen Geste seinen „kleinen Frieden“ mit der Union suche, vielleicht mit Blick auf das langfristig angestrebte Kanzleramt. Einige Abgeordnete der Linksfraktion legten nach, sie kritisierten die Verleihung des Verdienstorden an Diepgen, der im Juni 2001 in der Folge des Bankenskandals von einer rot-rot-grünen Mehrheit im Abgeordnetenhaus amtsenthoben wurde. Dennoch lenkte der kleine Koalitionspartner der SPD ein. Schon mit der Angleichung der Gehälter im öffentlichen Dienst zwischen Ost und West in den neunziger Jahren habe sich der Ex-Regierende durchaus verdient gemacht.

Wowereit ist dem Vernehmen nach sehr verärgert über diese – seiner Meinung nach kleinkarierte – Debatte. Immerhin war Diepgen knapp 16 Jahre Regierender Bürgermeister. „Er hat sich reingehängt für die Stadt, und dafür sagen wir danke“, sagt der Senatssprecher Michael Donnermeyer. Bei der SPD, den Grünen und der FDP regt sich gegen das Vorhaben auch kein Protest, und die Berliner CDU ist mit dem Vorschlag Wowereits, ihren Ehrenvorsitzenden auszuzeichnen, sehr zufrieden. Schließlich habe Diepgen, sagte CDU-Generalsekretär Frank Henkel, „neben Reuter, Brandt und von Weizsäcker die Stadt maßgeblich geprägt“.

Bisher wurde der Verdienstorden an 288 Persönlichkeiten verliehen. Dazu gehören Reinhard Mey, Brigitte Grothum, Friede Springer, Loriot, Johannes Heesters, Hildegard Knef, Manfred von Richthofen, Inge Deutschkron, Franziska von Almsick, Michael Preetz, Götz George, Werner Gegenbauer, Peter Raue und Klaus Schütz, aber auch nichtprominente Berliner, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement Gutes für Berlin getan haben.

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