zum Hauptinhalt
298546_0_23942e3e.jpg

© David Heerde

Wein: Guter Lesestoff

Die deutschen Winzer erwarten einen vielversprechenden Jahrgang. Der Absatz der besten deutsche Weine ist weltweit trotz Krise leicht gestiegen.

Nur das Wetter kann Winzer glücklich machen. 2009 hat das in Deutschland offenbar wieder weitgehend funktioniert – jedenfalls, wenn man Steffen Christmann folgt, dem Präsidenten des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Am Sonntag zog er anlässlich der traditionellen „GutsWein“ seines Verbands am Potsdamer Platz vor der Presse Zwischenbilanz. Und die lautet, auf das Wichtigste reduziert: Die Trauben sehen kurz vor Lesebeginn sehr vielversprechend aus, und der Absatz der besten deutschen Weine ist, der weltweiten Krise zum Trotz, sogar leicht gestiegen.

Ganz genau wissen die VDP-Winzer heute schon, wie der Wein des Jahres 2008 geworden ist. „Die Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen“, sagt Christmann, „aber wir mussten sorgfältig im Weinberg arbeiten, anders als 2007, wo man auch aus Versehen guten Wein machen konnte.“ Die großen Gewächse, also die Spitzenweine der VDP-Güter, die am Wochenende erstmals zu probieren waren, belegen diese Behauptung: Es sind konzentrierte, aber nie übermäßig voluminöse Weine, die eher zum Trinken als zum zeremoniellen Verkosten einladen – für Christmann eines der wichtigsten Themen der kommenden Jahre. Denn gerade überreif gelesene Weißweine mit 14 Grad Alkohol und mehr schmecken meist auch alkoholisch, und sie werden vor allem von der Gastronomie zunehmend abgelehnt.

Das Weinjahr 2009 scheint sich diesem Trend bislang zu fügen. Regen hat im Frühjahr in den meisten Anbaugebieten die Blüten dezimiert – das bedeutet für die Winzer, dass die Natur ihnen die wichtige Ertragsreduzierung abgenommen hat. Nach einem wechselhaften Frühsommer trieb ein warmer, weitgehend trockener August die Reife voran, aber die Trauben blieben klein und lockerbeerig, was eventuell noch aufkommender Fäulnis wenig Angriffspunkte bietet.

Ein Stück zu weit ging das Wetter allerdings in den ostdeutschen Anbaugebieten: Dort zerstörten harte Fröste Anfang Januar einen großen Teil der Reben, bis hin zum Totalausfall im brandenburgischen Schlieben (Elbe-Elster-Kreis). Georg Prinz zur Lippe von Schloss Proschwitz in Sachsen hat dabei vor allem viel Weißburgunder eingebüßt, die für ihn wichtigste Rebsorte. Aber, so sagt er, „zum Winzerberuf gehört eine große Demut, und wir können nicht alles regulieren.“

Im kommenden Jahr wird der VDP anlässlich seines 100. Jubiläums eine Zäsur setzen und die „GutsWein“ nicht als zentrale Präsentation veranstalten, sondern in Zusammenarbeit mit Kunstgalerien an verschiedenen Plätzen der Stadt. Höhepunkt wird ein Festakt im Deutschen Historischen Museum am 6. September 2010 sein.

Und noch ein Detail zeigt die Verbundenheit des VDP mit Berlin: Beim Präsidentendinner am Sonnabend wurde der Berliner Weinhändler Georg Mauer („Wein & Glas“) mit der silbernen Ehrennadel des Verbands ausgezeichnet. Gewürdigt wird damit sein langjähriger und beispielhafter Einsatz für den deutschen Wein. Bernd Matthies

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false