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© Georg Moritz

Wetter: Nix wie raus: Was gegen den Winterblues hilft

Die Sonne macht sich seit Wochen rar und die ganze Stadt scheint unter einer grauen Decke zu liegen. Gegen Winterblues helfen aber nur die drei großen L, sagen Experten: Licht, Luft, Leibesertüchtigung.

Beim Blick aus dem Fenster jeden Morgen das gleiche trostlose Bild: Unansehnlicher Matsch auf der Straße, eine noch immer geschlossene Schneedecke auf dem Gehweg und ein trüber grauer Winterhimmel, hinter dem die Erinnerung an strahlendes Blau und warme Sommertage auf immer verschlossen scheint. Da hilft alles nichts, sagen Fachleute. Nur die drei L – Licht, Luft und Leibesertüchtigung – retten uns auf Dauer aus dem Wintertief. „Wer es einrichten kann: Am besten wirkt ein längerer Morgenspaziergang“, sagt Francesca Regen, Ärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité.

Es gibt auch ganz Unverfrorene. Die ziehen sich Thermolaufhose, Fleecemütze und Handschuhe an und rennen los. Allerdings nicht in den üblichen Lauf-, sondern in den Wanderschuhen mit den extra dicken Profilsohlen. Die sind pro Paar zwar rund ein Kilo schwerer, dafür bieten sie aber besseren Halt in knöcheltiefem Sulz und auf vereisten Wegen – vor allem in den Kurven.

Auf der Wiese im Jahn-Sportpark – die Laufbahn daneben ist seit Wochen abgesperrt – drehen die wenigen üblichen Verdächtigen ihre Runden. „Guten Morgen, na, heute sind''s ja nur sechs Grad unter null“, keucht man sich in dicken Atemwolken aufmunternd zu. Auf dem Rückweg durch den Schneematsch im Mauerpark ein atemlos-gequälter Blick auf rodelnde Kinder mit fröhlichen Gesichtern und roten Wangen. Welcher Zwerg aus dieser munteren Meute könnte das Wort Winterblues überhaupt buchstabieren? Vom Definieren ganz zu schweigen.

Es muss doch auch für uns Erwachsene weniger qualvoll gehen. Wer zwar im Warmen bleiben, aber auf Bewegung nicht verzichten will, kann sich aussuchen, ob er lieber die Wärme Griechenlands oder das Feuer Argentiniens unter der Haut spüren will: Seit wenigen Tagen ist das Stadtbad Neukölln wieder geöffnet und lockt müde Wintergeister mit Säulen, Rundbögen und Marmor in mediterrane Ferne. Erst das Abkühlen auf der Dachterrasse bringt den nun ebenfalls rotwangigen Saunabesucher in die trübe Berliner Winterwirklichkeit zurück.

Heiß her geht es auch bei den Tangoveranstaltungen, die fast jeden Abend irgendwo in Berlin stattfinden, heute zum Beispiel beim Tangoabend „Der schöne Freitag“ in der Oranienstraße. „Tangotanzen macht schön“ heißt das dortige Studio und verheißt damit nicht bloß sommerliche Laune und den wintermüden weiblichen Gästen glühende Latin-Lover-Fantasien, sondern vielleicht sogar frühzeitig eine präsentable Bikinifigur.

Die wiederum wird auf keinen Fall behalten, wer seinem saisonal bedingten Heißhunger nach Süßigkeiten stets unterliegt. „Das verstärkte Bedürfnis nach Schokolade und den darin enthaltenen Glückshormonen im Winter ist nur ein Symptom. Ihm ungebremst nachzugeben, wird auf Dauer keine primäre Verbesserung der Befindlichkeit bringen“, sagt Regen. Vor allem, weil der morgendliche Blick auf die Waage bald ganz neue Motive für eine depressive Verstimmung liefern wird. Da ist die Aromatherapie schon weniger ambivalent, auch wenn sie wohl ebenfalls das Wintergrau nicht ganz vertreiben kann. Denn so manche Ingredienzen, die in einem speziell auf individuelle Vorlieben entwickelten Duft enthalten sind, können im Körper Glücksgefühle wecken: Orangenblüten, Yasmin oder Mohnknospen. Allein bei diesen Namen fängt doch schon fast der Sommer an.

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