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© Uwe Steinert

Wilmersdorf: Europameisterschaft der Islandpferde

Islandpferde fühlen sich bei der Kälte richtig wohl. Europas beste rennen durch Wilmersdorf – auf Eis.

Eis – Tag für Tag, Woche um Woche brachte es in diesem Winter viele Menschen an den Rand der Verzweiflung. Nicht so Vicky und Beggi Eggertsson, die Besitzer des Islandpferdezentrums Lótushof in Beelitz. Das Ehepaar freute sich jeden Morgen, dass die Reit- und Sandwege auf ihrem Hof in Brandenburg immer so dick und fest überfroren waren. Beggi Eggertsson, amtierender Weltmeister im Passrennen über 250 Meter, lächelt: „Das nenne ich ideale Trainingsbedingungen. Eine bessere Vorbereitung für die Icehorse 2010 hätten wir uns nicht wünschen können.“

Die Icehorse ist die Europameisterschaft der Islandpferde auf dem Eis, sie findet an diesem Wochenende unter der Schirmherrschaft des isländischen Botschafters Gunnar Snorri Gunnarsson auf der Eisbahn in Wilmersdorf statt. Rund 120 Teilnehmer aus ganz Europa werden dabei auf ihren Islandpferden an fünf großen Hauptprüfungen teilnehmen. Da die meisten Islandpferde neben den üblichen drei Gangarten Schritt, Trab und Galopp auch noch Tölt und Pass beherrschen, sind die Prüfungen vor allem auf diese Gangarten ausgerichtet. Außer im Fall des für das Publikum besonders spektakulären Rennpasses, bei dem ein Islandpferd bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnell werden kann, kommt es den Richtern dabei nicht auf Geschwindigkeit an. Ausschlaggebend für eine Platzierung sind vielmehr die Weite, Sauberkeit und Eleganz der Pferdebewegungen. Eggertsson und seine Frau Vicky, bei der letzten EM im niederländischen Haarlem Gewinnerin der Fünfgangprüfung, nehmen zusammen mit anderen Reitern des Lótushofes an mehreren Prüfungen teil.

Nicht alle Reiter, die auf den, auf dem Lótushof trainierten, kleinen Kraftpaketen mit dem dicken Winterfell und den langen Mähnen antreten, werden allerdings für Deutschland starten. Beggi Eggertsson tritt für Island an, so wie auch andere seiner Landsleute, die für die EM aus Island nach Berlin kommen – allerdings ohne ihre Pferde. Denn die dürften sie zwar nach Deutschland einführen, nicht aber wieder mit zurück in ihre Heimat nehmen: Seit 1909 herrscht in Island ein generelles Einfuhrverbot für Pferde, um die durch strenge Selektion ausgebildeten Qualitäten der 130 bis 145 Zentimeter hohen Isländer – Robustheit, Ausdauer, Vielseitigkeit, Gutmütigkeit – zu erhalten. Außerdem soll das Verbot dem Schutz vor Seuchen dienen, so dass die isländischen Reiter, wollten sie mit ihren eigenen Pferden an ausländischen Wettkämpfen teilnehmen, nur eine Möglichkeit hätten: Die Tiere danach im jeweiligen Land zu verkaufen. „Da das natürlich kaum jemand möchte, helfen Gestüte wie der Lótushof und leihen den isländischen Teilnehmern Pferde für den Wettkampf“, so Eggertsson.

Eisrennen haben in Island lange Tradition, aufgrund des rauen Klimas und des langen Winters gibt es viele zugefrorene Seen und Flüsse. Damit die Pferde nicht stürzen, werden Stollen und Eisnägel in die Hufeisen geschlagen. Zum zusätzlichen Schutz der Tiere gilt auf der 400-Meter-Rundbahn in Berlin außerdem absolutes Galoppverbot. Nach Deutschland, das mit rund 60 000 Islandpferden das zweitgrößte Zuchtgebiet hinter Island ist, kamen die ersten Eisturniere Ende der neunziger Jahre. Seit 2005 wird die EM alle zwei Jahre in Berlin ausgetragen, und das stets im Winter, denn in jedem zweiten Sommer findet die Weltmeisterschaft für Islandpferde statt. Damit sind die „Isis“ die einzige Pferderasse mit einer eigenen EM und WM. Eva Kalwa

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