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Ravi Shankar: Seine Lehren sind die Grundlage der Yoga-Veranstaltung.

© dpa

World Culture Festival im Olympia-Stadion: 500 Yogis und ein Oberguru

Am Sonnabend beginnt das World Culture Festival im Olympiastadion. Der Vorverkauf für das spirituelle Spektakel läuft schleppend. Dabei könnten bis zu 70 000 Besuche "die Botschaft des Friedens und der Harmonie" empfangen, mit der der Veranstalter wirbt.

500 Yogis, ein Konzert, bei dem 30 Pianisten und 2000 Gitarristen spielen, und als Stargast Guru Ravi Shankar – mit diesem Programm wollen die Veranstalter des „World Culture Festivals“ an diesem Wochenende das Olympia-Stadion füllen. Bis zu 70 000 Leute sollen dort „die Botschaft des Friedens und der Harmonie“ empfangen und so den interkulturellen Dialog fördern – das zumindest ist die Idee. Bisher seien jedoch nur 24 000 Tickets verkauft worden, sagt Christoph Blaser, einer von hundert Ehrenamtlichen bei der Firma Art of Living, die das Fest organisiert. Trotzdem rechnet er mit 45 000 Gästen. Aus dem Umfeld des Stadionbetreibers sind andere Zahlen zu hören. Dort ist von maximal 30 000 Zuschauern die Rede. Ein Grund für den schleppenden Vorverkauf ist möglicherweise, dass das Weihnachtsgeschäft versäumt und erst ab Juni angefangen wurde zu werben. Üblich sind andere Fristen: Comedian Mario Barth etwa wirbt schon seit 2009 für seine Show am 16. Juli. Offenbar hat der Veranstalter, hinter dem der Verein „Die Kunst des Lebens“ steckt, wenig Erfahrung mit der Organisation solcher Großereignisse.

Ein „Leben ohne Gewalt und Stress“ – dafür wirbt „Die Kunst des Lebens“ und bietet passend dazu Yoga- und Atemtechnik-Kurse an. Der Verein ist der deutsche Ableger der indischen Guru-Bewegung „The Art of Living“. Die Nichtregierungsorganisation, die nach eigenen Angaben Hilfsprojekte in 151 Ländern unterhält, verfügt über einen Sonderberaterstatus bei den Vereinten Nationen und genießt einen guten Ruf – was vor allem an ihrem Gründer liegt: Ravi Shankar. Der Guru – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Musiker – gilt als einer der größten Denker Indiens, 2005 wurde er sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, und erst im Juni trat er beim  Evangelischen Kirchentag in Dresden auf. Jetzt will Shankar beim World Culture Festival sprechen und so den 30. Geburtstag der Bewegung feiern.

Einer, dem das gar nicht gefällt, ist Thomas Gandow. Der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg rät von der Teilnahme am „World Culture-Festival“ ab, da es sich nicht um ein „wertneutrales Fest“ handele, sondern „Propaganda für Shankar“ betrieben werde, der kein „harmloser Wellness-Guru“ sei. Vor allem kritisiert Gandow, dass Menschen für das Bühnenprogramm geworben würden, ohne über die Hintergründe des Festivals aufgeklärt zu werden.

Bei der Sektenleitstelle des Senats sieht man das differenzierter. Es liege keine „größere Konfliktträchtigkeit“ in Zusammenhang mit dem Festival vor. Prinzipiell wird allerdings der „penetrante Werbecharakter“ und „der Personenkult“ um Shankar kritisch bewertet. In der Vergangenheit seien „Werbeversuche“ von „The Art of Living“ an Berliner Schulen bereits unterbunden worden.

Im Empfangskomitee für die Veranstaltung am Wochenende lassen sich dennoch prominente Politiker aus aller Welt finden: Ruud Lubbers, ehemaliger Premier der Niederlande, unterstützt das Festival genauso wie Gesine Schwan oder ihr Mann Peter Eigen, der Gründer von Transparency International.

Alles gut also? Christoph Blaser sagt: „Wir haben vorsichtig kalkuliert, und wenn wir Verluste machen sollten, trägt das unsere internationale Trägerorganisation.“ Auch bei der Olympiastadion GmbH herrscht keine Unzufriedenheit. Ein Sprecher teilte mit: „Die Rechnungen sind alle bezahlt.“ Björn Stephan

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