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Stadtleben: Yaks als Bildungsträger

Eine Nepal-Reise wandelte John Wood vom Microsoft-Manager zum Charity-Aktivisten. Besonders die Bildung von Kindern ist ihm wichtig. 1,3 Millionen Kindern in Entwicklungsländern konnte er schon helfen.

Eigentlich wollte John Wood nur mal Urlaub ohne Handy und E-Mails machen. Unerreichbar zu sein, schien dem Microsoft-Manager schon 1998 der größte Luxus zu sein. Er entschied sich für eine Trekking-Tour in Nepal. Weil er aber neben dem touristischen auch das echte Nepal sehen wollte, folgte er der Einladung eines Lehrers, sich mal eine Schule anzusehen.

„Dieser Umweg hat mein Leben verändert“, erzählte er am Sonnabend bei einer Fundraising-Veranstaltung in der Humboldt-Viadrina School of Governance einer gebannt lauschenden Gruppe Berliner Unternehmer, die überwiegend aus der jungen internationalen Kreativszene zusammengekommen waren. Erschüttert hat Wood nicht allein die Tatsache, dass die Schüler nicht mal Tische hatten. Für 500 Kinder gab es 20 Bücher, zerfledderte Hinterlassenschaften von Touristen. Er versprach dem Lehrer, zurückzukehren und Bücher mitzubringen.

Seine kurze, anrührende Computerpräsentation zeigte, wie er die ersten bei Freunden gesammelten Buchladungen mithilfe von Yaks in die Dörfer brachte. Seine neue Mission ließ ihm bald keine Zeit mehr für Microsoft. Auch den Wortlaut einer E-Mail an Ex-Boss Bill Gates zeigte er: „I quit!!!“ Fortan widmete er sich der Aufgabe, „das Mitgefühl von Mutter Teresa mit der Effizienz eines Dax-Unternehmens zu kombinieren“. Mit Erfolg.

Seit 1999 hat seine Organisation „Room to Read“ 1,3 Millionen Kindern in Entwicklungsländern Zugang zu Bildung verschafft. Gerade erschien sein Buch „Von Microsoft in den Himalaya“, das die Geschichte einer erfolgreichen, globalen Charity-Aktion zeigt. „Wir glauben, dass die Veränderung der Welt mit Bildung für Kinder anfängt“, sagt Wood. Besonders wichtig ist ihm Bildung für Mädchen. Als Umweltschützer sehe er, dass man für die Umwelt nichts Besseres tun könne, als Frauen Bildung zu verschaffen. Das senke die Geburtenraten in den Entwicklungsländern und führe dazu, dass die kleineren Familien auch gesünder lebten.

In manchen Ländern arbeitet seine Organisation zusammen mit örtlichen Künstlern, weil es dort noch keine bebilderten Kinderbücher gab. Die Organisation sorgt mitunter auch dafür, dass Kinder Fahrräder bekommen, um den Weg zur Schule überhaupt zu schaffen. Seine nächsten Stationen sind London, wo ein Bankhaus und Mitglieder der Familie des James-Bond-Erfinders Ian Fleming Fundraising Events organisiert haben. Nächste Woche ist er zu Gast bei Bill Clintons Global Initiative in New York.

Am Ende des Vortrags werden kleine Schultüten verteilt, die das Berliner Kinder-Kunst-Unternehmen Ziegfeld entworfen hat. Darin stecken Überweisungsscheine. Spätestens 2020 will der 43-Jährige mit der erfrischend energischen Ausstrahlung zehn Millionen Kinder erreicht haben. Elisabeth Binder

Näheres im Internet unter www.roomtoread.org

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