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Berlin: Stadtmenschen: DEFA-Gesichter

Willy-Brandt-Haus, Dienstagabend. Die "Gesichter der DEFA" wollten so viele sehen, dass in der gleichnamigen Ausstellung kein Apfel mehr zur Erde ging.

Willy-Brandt-Haus, Dienstagabend. Die "Gesichter der DEFA" wollten so viele sehen, dass in der gleichnamigen Ausstellung kein Apfel mehr zur Erde ging. Viele hofften wohl, den einen oder anderen der sechzehn einstigen DDR-Stars live zu sehen, an deren bekannteste und schönste Filme anlässlich der Berlinale erinnert wird - unter anderem Hildegard Knef, Angelika Domröse, Jutta Hoffmann, Rolf Hoppe, Renate Krößner, Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl und Hilmar Thate. Drei reservierte Stuhlreihen ließen Hoffnung auf Anwesenheit blühen. Und schon vor Wolfgang Thierses Eröffnungsrede welken - außer Eva-Maria Hagen gab es niemand zu begrüßen. Und nicht mal sie bekam Blumen. "Ich bin nur wegen Strawalde da", sagte die Schauspielerin später vor dessen Bildern, über die Matthias Flügge, Vizepräsident der Akademie der Künste, mit so viel blumigen Worten sprach, wie vorher der Bundestagspräsident mit Pathos über die Deutsche Film-AG (DEFA). Bei der verdiente auch Strawalde alias Jürgen Böttcher seine Brötchen, nicht als Maler, sondern als Dokumentarfilmer war er bekannt. Auch als enger Freund von Wolf Biermann und Eva-Maria Hagen. Von deren "Gesicht der DEFA" sind umwerfend-komische Szenenfotos aus "Vergesst mir meine Traudel nicht" ausgestellt - den Film, der 1957 die Hagen zwischen Ostsee und Thüringer Wald schlagartig bekannt machte. Monroe-like sieht man da die damals 22-Jährige in einer Filmszene - der hochflatternde Rock gibt den Blick aber nicht auf zarte Dessous frei, sondern auf brav baumwollen Solides made in DDR, im Volksmund auch "Liebestöter" genannt. Für viele war die Ausstellung ein filmischer Spaziergang in die eigene Vergangenheit, zu der Kultfilme wie "Paul und Paula", "Der Dritte" oder "Solo Sunny" gehörten. Gitte Haenning bekannte, keinen der Filme zu kennen. Jetzt hätte nicht nur sie dazu beste Gelegenheit - im Babylon in der Rosa-Luxemburg-Straße 30 werden vom 1. bis 26. März jeweils um 19 Uhr Filme der im Willy-Brandt-Haus 18. März ausgestellten "Gesichter der DEFA" gezeigt - der von der "Traudl" alias Eva-Maria am 8. März.

hema

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