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STADTMENSCHEN: Ein Weib wie Paprika

Joi, die Frau hat Paprika im Blut. Wie sie da so ins Blitzlichtgewitter rauscht und tief dekolletiert ihre Korkenzieherlocken schüttelt, die Beine umschmeichelt vom schwingenden Plisseekleid – da ist sie schon ganz die Buhlschaft in sündigem Rot.

Joi, die Frau hat Paprika im Blut. Wie sie da so ins Blitzlichtgewitter rauscht und tief dekolletiert ihre Korkenzieherlocken schüttelt, die Beine umschmeichelt vom schwingenden Plisseekleid – da ist sie schon ganz die Buhlschaft in sündigem Rot. Ganz anders auf den in der Stadt verteilten „Jedermann“-Plakaten. Da gleicht Barbara Wussow puderblass und brennenden Blicks mehr Mutter Morticia aus der Addams Family. Nichts davon am Dienstag beim ersten Auftritt der feurigen Wienerin in der Mercedes-Benz Gallery Unter den Linden. Da gibt sie ganz das „sinnliche Weib“, als die sie Jedermanns Geliebte Buhlschaft sieht. Die spielt sie nämlich ab dem 20. Oktober (www.jedermann-festspiele.de) bei den diesjährigen Jedermann-Festspielen im Berliner Dom. Und den Herren Winfried Glatzeder und Walter Müller bleibt schon mal stellvertretend für das in Scharen erwartete Publikum die Spucke weg.

Müller, Chef der hiesigen Mercedes-Niederlassungen, spielt im Gegensatz zu Glatzeder nicht bei Brigitte Grothums Inszenierung mit, ist aber ein treuer Förderer der frei finanzierten Produktion. Grund genug, um Grothums 25. Festspiele mit einer kleinen Crosspromotion in Sachen „125 Jahre Automobil“ in seinem Hause zu feiern.

Prinzipalin Brigitte Grothum weist gewohnt leutselig auf ein weiteres rundes Datum hin: 100 Jahre „Jedermann“ überhaupt. 1911 wurde Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes nämlich gar nicht weit vom Autohaus uraufgeführt. Im Zirkus Schumann neben dem jetzigen Berliner Ensemble, unter Max Reinhardt.

Wie vom Spross einer Burgschauspielerfamilie nicht anders zu erwarten, hat Barbara Wussow das Stück schon mit 15 in Salzburg gesehen, erzählt sie. „Da habe ich begriffen, dass Glaube wichtig ist“, sagt die Katholikin. Papa Klausjürgen Wussow, bei dem sie ihre TV-Karriere in der „Schwarzwaldklinik“ begann, spielte den Tod und Mama Ida Krottendorf das Weib des Schuldknechts. Sie selbst gibt damit ihr Berliner Theaterdebüt. Dienstag erstmal nur auf der Durchreise. Frisch eingeschwebt aus Cornwall vom Dreh eines neuen Rosamunde-Pilcher-Films mit dem rätselhaften Titel „Englischer Wein“. Rosamunde sei großartig, sagt Wussow. „Ist 85, aber sieht aus wie 75.“ Und weiterfliegend zu einem Dreh mit André Rieu, mit dem sie häufiger Fernsehshows moderiert.

Dem neuen Kollegen Winfried Glatzeder hat sie aus Wien „ihr Herz“ mitgebracht – der Inhalt: Mozartkugeln. Warum er sein Abo auf die Jedermann-Rolle schon zum dritten Mal verlängert? „Na, weil eine neue Frau geboten wird.“ gba

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