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Berlin: Stadtmenschen: Erbe mit Strahlkraft

Natürlich hat man sich daran gewöhnt, dass in Zeiten eines gesellschaftlichen Umbruchs Menschen kommen und gehen. Aber manchmal tut es eben auch weh, Menschen gehen zu sehen, die ein Erbe mit Strahlkraft hinterlassen.

Natürlich hat man sich daran gewöhnt, dass in Zeiten eines gesellschaftlichen Umbruchs Menschen kommen und gehen. Aber manchmal tut es eben auch weh, Menschen gehen zu sehen, die ein Erbe mit Strahlkraft hinterlassen. Als Diplomat kam Joel Levy 1992 nach Berlin. Er verstand es, amerikanische Kultur auf allen Ebenen zu vermitteln. Als Gesandter hatte er nicht nur Film- und Büchertipps parat, er wusste auch, wo es die ersten Bagels gab. Er gehörte zu den Erfindern der "New Traditions", die nach dem Abzug der alliierten Truppen der deutsch-amerikanischen Freundschaft neue Impulse geben sollten. Als er sich 1996 Richtung Washington verabschiedete, sagte ein riesiger Freundeskreis traurig "Bye Bye". Er kehrte jedoch zurück, nachdem Ronald S. Lauder angeboten hatte, in Berlin ein Jüdisches Lehrhaus zu errichten; so entstand erstmals nach der Nazi-Diktatur eine Jeschiwa, in der junge Leute aus den neuen und alten Bundesländern, aber auch aus ganz Osteuropa über die Thora debattieren. Später sollen sie die jüdische Kultur wieder als Selbstverständlichkeit verankern.

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Vor anderthalb Jahren wurde das Lehrhaus mit einer feierlichen Zeremonie in der Synagoge in der Rykestraße eröffnet. Die erste Klasse ist auf einen guten Weg gebracht, und für Joel Levy gilt nun der Satz, den er beim Abschied der Alliierten Truppen 1994 so oft gehört hat: Mission Accomplished. Die Aufbauarbeit ist beendet, Rabbiner werden sein Werk fortführen. Die Levys wollen künftig in New York in der Nähe ihrer Kinder leben. Dass sie noch bis zu diesem Wochenende geblieben sind, liegt daran, dass Carol Levy ein rettungsloser Filmfan ist und von der Berlinale als Korrespondentin für die Malta Times berichtet. Carol Levy, die sich, wie ihr Mann, intensiv mit den umfangreichen Regeln ihrer Religion auseinander gesetzt hat, half ihm nach Kräften dabei, Kenntnisse über die jüdische Kultur im großen Freundeskreis und darüber hinaus zu verbreiten. Die beiden werden fehlen. Bleibt nur zu hoffen, dass diesem "Bye Bye" irgendwann doch wieder ein "Welcome back" folgen wird.

Bi

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