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Berlin: Stadtmenschen: Im Salon flogen keine Eier

Nur einen Eierwurf entfernt ist der Alexanderplatz vom Märkischen Ufer. Am Montagabend trennten beide Orte Welten.

Nur einen Eierwurf entfernt ist der Alexanderplatz vom Märkischen Ufer. Am Montagabend trennten beide Orte Welten. Während auf dem Alexanderplatz eine aufgebrachte Menge mit glitschigen Geschossen die CDU-Spitze verjagte, lief fast zeitgleich Petra Pau im feinen "Ermelerhaus" keine Gefahr, mit Eiern beworfen zu werden. Die etwa 100 bildungsbürgerlichen Zuhörer des Frage-und Antwortspiels, zu dem Lea Rosh die PDS-Landesvorsitzende in ihren "Salon am Märkischen Ufer" eingeladen hatte, wahrten die Contenance, obwohl sicher der eine oder andere Ängste vor der "roten Gefahr aus dem Osten" hat. Dabei leuchtete nicht mal mehr der mäckikurze Schopf Petra Paus so aufrührerisch rot wie noch vor einigen Jahren. Stattdessen trat die PDS-Landeschefin in seriösem, durchaus koalitionsfähigem grauen Nadelstreifen auf, Lea Rosh lief ihr modisch den Rang ab: in seidenglänzendem Schwarz japanisch à la Design Yamamoto gestylt, an den nackten Füssen dazu passend hölzerne Trippen und als Farbtupfer Grün an Brille, Ring, Uhr und Kette. Verbal waren beide ebenbürtig - und fast ohne Schärfe. Geduldig erklärte Petra Pau, warum sich ihre Partei nicht für den Mauerbau entschuldigt habe. Artig antwortete die PDS-Landeschefin auch auf eine polemische Frage - am Abend das Höchste an Kritik, zu der sich die distinguierten Salonbesucher aufrafften, unter ihnen der Schriftsteller Lutz Rathenow und das Rechtsanwalt-und-Galeristin-Ehepaar Lothar und Eva Poll. Was sie denn eigentlich auf der SED-Parteihochschule gelernt habe, wollte einer von Petra Pau wissen. Nur was sie gegen den "Niedergang Deutschlands" zu unternehmen gedenke - gemeint war der Geburtenrückgang - machte die kinderlose junge Frau leicht hilflos. Dass Pau gern kocht, keine Mikrowelle hat und ihren Balkongarten liebt, verriet Rosh über ihren Gast und gab der Erkälteten zuletzt mütterlich einen Rat mit auf den Weg zum nächsten Abendtermin - "gegen Halsschmerzen hilft Salbeitee". Für die Salonbesucher gabs Wein und Häppchen - und beim nächsten Salon gibts Wowereit dazu.

hema

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