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Berlin: "Stadtverträglich" muß es sein: Mitte verbannt Riesenreklame

Sponsoring ja, Werbung nein - so lautet die neue Linie des Bezirksamts Mitte, was die Genehmigung von "Riesenpostern" auf Baugerüsten denkmalgeschützter Gebäude angeht. Die Plane am Brandenburger Tor, auf der die Telekom relativ dezent mit ihrem Logo wirbt, sei vorbildlich, sagte Mittes neue Stadträtin für Stadtentwicklung, Dorothee Dubrau (Bündnis 90 / Grüne).

Sponsoring ja, Werbung nein - so lautet die neue Linie des Bezirksamts Mitte, was die Genehmigung von "Riesenpostern" auf Baugerüsten denkmalgeschützter Gebäude angeht. Die Plane am Brandenburger Tor, auf der die Telekom relativ dezent mit ihrem Logo wirbt, sei vorbildlich, sagte Mittes neue Stadträtin für Stadtentwicklung, Dorothee Dubrau (Bündnis 90 / Grüne). Werbung wie an der Marienkirche, an der im vergangenen Sommer ein riesiges Mineralwasserplakat angebracht und auf Druck des Bezirksamts entfernt worden war, werde es an Denkmälern auch in Zukunft nicht geben. Ein entsprechendes Grundsatzpapier wird zurzeit vom Bezirk und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erarbeitet.

Unterdessen droht die Sanierung des St.-Marienkirchturms nahe dem Alexanderplatz zu scheitern. Die Werbefirma Fubac, mit deren Hilfe die Gemeinde die Arbeiten finanzieren wollte, kündigte an, das Baugerüst um den Turm innerhalb der nächsten zwei Wochen abzubauen. Fubac und Bezirksamt konnten sich bislang nicht auf einen Ersatzstandort für ein Poster einigen.

Stadträtin Dubrau sieht ihren neuen Vorschlag als Entgegenkommen. Juristen zufolge sei "das Anbringen von Werbung eine wesentliche Beeinträchtigung" eines Denkmals. "Wenn es ohnehin eingerüstet ist, gibt es jedoch einen gewissen Spielraum", sagte sie. Das Bezirksamt wolle verhindern, dass das Stadtbild verschandelt wird. Sponsoring, bei dem mit privatem Geld baufällige Kulturdenkmäler saniert werden, soll aber möglich sein. Das Bezirksamt hat ein halbes Dutzend Grafikfirmen um Entwürfe für "stadtverträgliche" Riesenposter gebeten. Dubrau versteht darunter Werbeplanen mit Kunst oder einer Darstellung des darunter liegenden Bauwerks plus Werbelogo oder Schriftzug des Sponsors. Produktwerbung ist hingegen tabu. Die Marienkirche, die Klosterkirchenruine, das Berolinahaus und das Alte Stadthaus sollen den Grafikern als Vorlagen dienen.

Durch die neuen Richtlinien werde das Geschäft "sehr viel schwieriger", sagte Tobias Assies von Fubac, einer Firma, die mit Werbeflächen handelt. Das Interesse bei den Kunden, lediglich als Sponsor einer Renovierung aufzutreten sei "relativ klein". Die Wirtschaft lebe davon, für neue Produkte zu werben und diese auch abzubilden. Das Brandenburger Tor sei eine Ausnahme, sagte Assies.

Die Fubac und die St.-Marien-Gemeinde hatten sich Mitte 2000 darauf verständigt, dass auf dem Kirchturm geworben werden darf, die Gemeinde dafür monatlich rund 40 000 Mark für die Sanierung erhält. Das Bezirksamt Mitte hatte dies aus denkmalschutzrechtlichen Gründen untersagt. Ein "Evian"-Riesenposter musste abgenommen werden, das für die Sanierung notwendige Baugerüst ließ die Fubac stehen.

Das Bezirksamt bot Ersatzstandorte an. Die Verhandlungen darüber scheiterten. Auch über den letzten Ausweichstandort an der Voßstraße gab es keine Einigung. Fubac beklagt "Winkelzüge" des Bezirksamts, dieses sagt, das Unternehmen halte sich nicht an vorgeschriebene Verfahren. Am Turm der Marienkirche hat es bislang nur Sicherungsarbeiten gegeben. Der mit den Verhandlungen betraute, frühere Pfarrer Joachim Koppehl befürchtet nun, dass die eigentliche Sanierung "nicht gemacht werden kann".

Tobias Arbinger

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