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Berlin: Stars brauchen eine schummerige Ecke

Das Adlon will Prominente in sein neues Restaurant „Felix“ locken. Die Society-Expertin Sibylle Weischenberg sagt wie

Noch ist das Palais des Adlon-Hotels eine Baustelle, doch schon zur Berlinale sollen hier Stars wie Richard Gere, Nicolas Cage glücklich werden – so sie dem neuen Restaurant „Felix“ die Ehre geben. Am 8. Februar ist Eröffnung. Das zweistöckige Lokal mit Bar nutzt die Berlinale als Entree in die Gesellschaft. Wer sonst könnte dem „Felix“, das nach dem Sohn Percy Adlons benannt ist, so glamouröse Gäste liefern wie die Filmfestspiele?

Damit die Stars und und alle, die sich „Felix“ leisten wollen, glücklich werden, holte sich Adlon-Chef Jean van Daalen Berater ins Haus. Fürs Gastronomische ist Alberico Penati zuständig, der in Paris und London mehrere Edel-Italiener betreibt. Und Sibylle Weischenberg soll erklären, wie man die Prominenten zu Stammgästen macht. Die Journalistin hat den Ruf, eine Society-Expertin zu sein. Deren Nächte sind kurz – aber nicht immer durch Partys. Denn Sibylle Weischenberg hat jeden Donnerstag eine eigene Sendung im im Sat 1-Frühstücksfernsehen: W. I. P. – Weischenbergs Important People“ läuft kurz vor sieben und bedient das Bedürfnis, das alle haben, aber lieber verschweigen: Klatsch. Um 4.20 Uhr muss sie dafür aufstehen.

Die Journalistin pflegt gute Kontakte. Bei der „Gala“ war sie Ressortleiterin für Unterhaltung und Society-Kolumnistin, und bei der Konkurrenz von der „Bunten“ traute sie sich im Mai 1998 in die Fußstapfen Michael Graeters – jenes Klatschreporters, dem Helmut Dietl mit „Kir Royal“ ein Fernseh-Denkmal setzte. Kein Wunder also, dass Sibylle sogar mit Prinzen dinieren darf. Beim Besuch des norwegischen Thronfolgers, der im kommoden- kleinen Lokal „Munchs Hus“ mit Stockfisch bewirtet wurde, musste die Tagespresse hinaus, als die Prominent ungestört dinieren wollte. Nicht so Sibylle Weischenberg. Sie hatte ihren Platz an der Tafel Prinz Hakoons. Er war dabei nicht der erste Hochadlige, mit dem die Society-Reporterin das Tischtuch teilte.

Das Reporterhandwerk hat die in Köln aufgewachsene gebürtige Schleswigerin und diplomierte Modedesignerin dabei von der Pike auf gelernt: Sie übte sich im Lokaljournalismus, schrieb später über deutsche Politik- und Wirtschaftsbosse bis hin zu Hollywood-Stars wie Jodie Foster und Whoopi Goldberg. Zudem begleitete sie hiesige Aufstiege wie den des Münchner Partygirls Barbara Feltus zur VIP Barbara Becker. Auch den Papst hat sie schon begleitet – bei einer Reise durch Deutschland – und lange den damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau – als persönliche Pressereferentin. Bis heute legt Sibylle Weischenberg Wert darauf, dass sie den Job bei Rau als Parteilose erhalten hat.

„Wir können auch anders. Feine und fiese Erfolgsstrategien für Frauen“ nannte die Journalistin im vergangenem September ihr erstes Buch, dem mit „Wilde Prinzessinnen“ bald ein zweites folgen soll. Seit Herbst 2002 ist sie ihr eigener Chef und vermarktet sich selbst. Auch optisch. Die etwas brave Lockenfrisur ist einem raspelkurzem Garçonschnitt gewichen – dazu passt der weiße Hemdkragen, den sie modisch über der schwarzen Anzugsjacke trägt, an den Ohren funkelt Falsches wie Diamanten. Die 1,78 Meter große Blonde wirkt jugendlich. Seit der Trennung von ihrem Mann Siegfried Weischenberg, dem ehemaligen Vorsitzenden des Journalistenverbandes, ist Sibylle Weischenberg alleinerziehende Mutter. So mancher reagiert verwundert, wenn sie erzählt, dass sie eine fast erwachsene Tochter hat (Laura büffelt daheim in München gerade fürs Abi). Dennoch kokettiert die Journalistin nicht mit ihrem Aussehen – das Alter bleibt ihr Geheimnis. Dafür verrät die Society-Expertin, was sie über die Berliner Gesellschaft denkt. Die sei noch immer in die „alte“ und „neue“ geteilt und ohne herzliches Einvernehmen. Dabei wäre es nach Meinung der Society-Expertin gescheiter, sich zu vereinen. Vor allem, um der Dominanz der eingeflogenen Gesellschaft Paroli zu bieten. „Die meisten wohnen woanders und arbeiten in Berlin ihre Einladungen nur ab, um auf den VIP-Listen zu bleiben. Events wie der ,Bambi‘ bieten gesellschaftlich nur ein Scheinbild.“

Das „Felix“ im Adlon-Palais soll hingegen kein Scheinbild werden, sondern ein Ort, an dem man sich wohl fühlt. Weischenberg weiß, was dazu gehört. Schummrige Ecken für die einen, die sich möglichst ungesehen zurückziehen wollen. Einen Laufsteg wie im Münchner In-Lokal „Lenbach“ für die anderen, die den Auftritt suchen. Vor allem aber wird „Felix“ hungrige Nachtschwärmer glücklich machen – bis früh morgens.

Darüber freut sich nach trüben Paris-Bar-Erfahrungen die internationale Lokal-Kennerin schon heute. Auch darüber, dass „Felix“ italienisch-mediterran kocht – „den asiatischen Touch können sie mir sonst wohin tun“, sagt sie auf gut Kölsch.

Heidemarie Mazuhn

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