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Die Polizei musste im Jahr 2011 in Berlin in mehr Kriminalfällen ermitteln als in der Vergangenheit.

© dpa

Statistik für 2011: Kriminalität in Berlin steigt drastisch an

Die Kriminalität in Berlin hat erstmals seit Jahren wieder zugenommen. Innensenator Frank Henkel sieht sich durch die aktuellen Zahlen für 2011 bestätigt und kündigt mehr Polizei auf der Straße an.

Der neue Berliner Senat will stärker gegen Kriminalität vorbeugen und härter gegen Straftäter vorgehen. "Wir werden uns vor allem darauf konzentrieren, die Polizei personell zu stärken und die Präsenz in der Fläche zu verbessern", sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) dem Tagesspiegel am Montag. Anlass sind die aktuellen Kriminalitätszahlen, die die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers jetzt bekannt gab.

Seit vielen Jahren hat demnach in Berlin erstmals die Kriminalität wieder zugenommen. "Wir haben einen Aufwärtstrend, der zum Teil besorgniserregend ist", sagte Koppers der Nachrichtenagentur dpa. "Dieser geht vor allem auf eine massive Steigerung der Eigentumsdelikte zurück – das reicht vom Trickdiebstahl über Fahrraddiebstahl bis hin zum Einbruch in Wohnungen und Villen."

Die vorläufige Berliner Bilanz für 2011 verzeichnet von Januar bis November insgesamt knapp 454.700 Straftaten – rund 18.500 Fälle oder 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote sank leicht auf 46 Prozent (minus 2,2 Prozent). In den Vorjahren hieß es, Berlin habe den niedrigsten Stand der Kriminalität seit der Wiedervereinigung erreicht. "Das hat sich leider nicht fortgesetzt", sagte Koppers. Besonders drastische Steigerungen gab es bei Diebstählen und Einbrüchen. Rund 9.730 Mal wurde in diesem Jahr in Berliner Wohnungen eingebrochen – knapp 24 Prozent mehr als 2010. Und rund 24.200 Fahrräder wurden gestohlen – eine Zunahme von knapp 29 Prozent.

Henkel, der als CDU-Landesvorsitzender die Themen Kriminalität und Sicherheit in das Zentrum seines Wahlkampfes gestellt hatte, sagte dazu, die Zahlen "bestätigen unsere bisherige kritische Sichtweise". Die Sicherheitslage habe sich nicht nur subjektiv verschlechtert. "Das lässt sich auch objektiv an Zahlen festmachen."

Seitens der Berliner Opposition zweifelt man daran, dass mehr Polizisten der richtige Schritt sind. „Ausstattung und Infrastruktur sind ausreichend“, sagte Linken-Landeschef Klaus Lederer auf Anfrage. Es sei vielmehr zu klären, ob bei der Polizei in der Vergangenheit „die Schwerpunkte richtig gesetzt wurden“.

Innensenator Henkel erklärt sich die Zunahme der Kriminalität vor allem durch den Personalabbau der vergangenen Jahre. Koppers hingegen führt eine Professionalisierung der Täter und eine zu geringe Vorbeugung bei den Opfern als Erklärung an. "Es zeichnet sich ab, dass da organisierte Tätergruppen zugange sind", die zum Teil aus Osteuropa anreisen, sagte sie. "Das sind Profis." Reisende Täter zu fassen, sei besonders schwierig. "Berlin ist besonders belastet – wegen der kurzen Wege nach Osteuropa, wo das Diebesgut zum Teil auf Bestellung veräußert wird."

Die amtierende Polizeipräsidentin rät den Berlinern, verstärkt auf ihr Eigentum zu achten. "Die Diebe bevorzugen Altbauwohnungen im Zentrum der Stadt – auch weil dort ein erschreckend hoher Anteil gar nicht gesichert ist." Manche Wohnungen seien nicht einmal abgeschlossen. "Da haben Diebe leichtes Spiel."

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