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Wie viele Hundehalter in Berlin registriert sind und wie viele Berliner im vergangenen Jahr durch die Führerscheinprüfung fielen - das alles verrät das neu erschienene Statistische Jahrbuch.

© dpa

Statistisches Jahrbuch voller Überraschungen über Berlin: 97 996 Hunde, 7267 Scheidungen, 439 971 Bäume

Das neue Statistische Jahrbuch blättert die Fakten über Berlin auf. Es ist voller Überraschungen über Deutschlands größte und grünste Stadt.

Wer auf der Sonnenseite des Lebens sein will, muss nach Berlin ziehen. 1841 Stunden war der Himmel über Berlin im vergangenen Jahr blau. Kurz hinter der Stadtgrenze, in Potsdam, muss man sich mit sieben Sonnenstunden weniger begnügen. Dafür kann man den Gartenstuhl häufiger aufklappen als in Berlin: Fünf Sommertage mit mindestens 25 Grad mehr als in Berlin haben Meteorologen in Brandenburgs Landeshauptstadt gemessen.

Kompendium der Kuriositäten und unentbehrliche Fibel für Berlin-Experten in einem – das ist das Statistische Jahrbuch, das nun neu erschienen ist. Wer hätte gedacht, dass in der Hauptstadt noch im Bergbau gearbeitet wird. Und wussten Sie, dass es nur 97 996 Hunde in der Stadt gibt, wo es gefühlt sicher drei Mal so viele sind? Dass sich 7267 Paare scheiden ließen im vergangenen Jahr, liegt dann schon eher im Bereich des Erwartbaren. Gut, dass sich in der Hauptstadt der Singles trotzdem viele Paare das Jawort geben: 13 222, um genau zu sein.

Anfang 30 wird geheiratet

Berliner Frauen treten erst dann vor das Standesamt, wenn sie die Ausbildung abgeschlossen und vielleicht auch das aufwühlende Leben in Deutschlands Partymetropole lange genug genossen haben: Dann sind sie durchschnittlich 32 Jahre alt. Noch länger lassen sich die Männer Zeit, 35 sind sie – weil die biologische Uhr nicht ganz so unerbittlich tickt wie bei Frauen?

Ganz sicher verdankt die Stadt der wachsenden Zahl der Ehelichungen auch den Zugereisten: Bei mehr als jedem fünften verheirateten Paar ist einer der Partner ausländischer Herkunft. Typisch Großstadt – Multikulturelle oder wenigstens multinationale Ehen sind im Flächenstaat Brandenburg eher die Ausnahme: Nur bei jeder zwanzigsten Ehe stammt einer der Partner aus dem Ausland.

Der Zustrom aus fernen Landen hat auch Kehrseiten: Manche minderjährige Asylsuchende und Flüchtlinge leben ohne Eltern in Berlin und die Behörden nehmen sie deshalb vorläufig in ihre Obhut. Deshalb stieg die Zahl dieser „Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche“ sprunghaft um fast ein Viertel: 2329 waren es im Jahr 2012 insgesamt, 561 mehr als im Jahr zuvor, als die Fälle unter Asylsuchenden noch nicht gezählt wurden.

Die Euro-Krise gemeistert

Übrigens, wer verstehen will, warum Berlin weniger unter der Wirtschaftskrise im Euro-Raum leiden musste, findet auch darauf eine Antwort im neuen Statistischen Jahrbuch: weil die USA der wichtigste Handelspartner der Stadt sind. Von Spree und Havel über den Atlantik gingen Waren im Wert von 1,4 Milliarden Euro. An zweiter Stelle als Handelspartner steht ein großes Land, das ebenfalls nicht zur Europäischen Union zählt: Russland (813 Millionen Euro). Erst der drittwichtigste Exportpartner ist das EU-Land Frankreich mit 772 Millionen Euro. Pharmazeutische Erzeugnisse (Bayer) sowie Kraftmaschinen und Geräte zur Elektriztitätserzeugung (Siemens; BMW) sind Exportschlager aus Berlin.

Die Vereinigten Staaten sind übrigens auch das bevorzugte Land der Berliner Importeure: Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro kamen aus den USA, überdurchschnittlich viele Lieferanten sitzen außerdem etwas näher, und zwar in Italien und Polen.

Was Berliner gerne Essen

Sind Bulette, Currywurst und Döner wirklich des Berliners liebstes Gericht? Fleisch und Fleischwaren auf jeden Fall: Sie stehen ganz oben auf der Liste der Ausgaben von Berliner Haushalten. Es folgen Fisch, Brot und Getreideerzeugnisse sowie alkoholfreie Getränke, für die Berliner übrigens nur geringfügig mehr ausgeben als für das Bier zur Bulette und für andere alkoholische Getränke.

Grüner wird's doch

Gute Nachrichten stehen auch in der Statistik: In Berlin gab es im Jahr 2012 rund 1000 Bäume mehr als im Vorjahr – 439 971 waren es ganz genau. Linden wachsen mit Abstand am häufigsten in der Stadt, doppelt so viele wie Ahornbäume. Die deutsche Eiche hat gemessen an der Zahl der Straßenbäume viel von ihrem Status eingebüßt, die oft von Schädlingen geplagte Kastanie ist sogar noch seltener als die Platane. Zunehmend beliebt ist auch die Robinie, weil sie wenig von Schädlingen befallen und sehr pflegeleicht ist, was die Bezirkskassen schont.

Weniger ist manchmal mehr: 324 Autos gibt es in Berlin je 1000 Einwohner, damit liegt die Stadt deutlich hinter Brandenburg (413). Überraschung aber auch hier: In den vergangenen drei Jahren sank die Zahl der Autos in Berlin nicht mehr, sondern stieg seit dem Jahr 2008 (319 Autos je 1000 Einwohner). Der Umstieg auf die Öffentlichen und aufs Rad ist als langfristiger Trend jedoch ungebrochen: Die automobile Leidenschaft hat ihren Höhepunkt überschritten, Mitte der 90er bis Mitte der 2000er Jahre gab es noch 361 Autos je 1000 Berliner.

Und noch eine schöne Nachricht zum Schluss: Berlin ist seit mehr als zehn Jahren auf Rekordkurs mit immer mehr Besuchern, die auch noch häufiger in der Stadt übernachten. Mehr als eine Million Gäste zählten Hotels und Beherbergungsstätten für den September dieses Jahres, sie verbrachten im Durchschnitt zweieinhalb Tage in Berlin, ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wird wohl erneut ein Rekord erreicht. Dabei waren schon im Jahr 2012 rund 24,9 Millionen Übernachtungen gezählt worden, 11,4 mehr als im Vorjahr.

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