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Ausgedünnt. Vor allem Doppeldecker werden aus dem Verkehr gezogen. Foto: Heinrich

© ddp

Berlin: Stau in der Werkstatt: BVG gehen die Busse aus

S-Bahn-Kunden sind es seit Monaten gewohnt, lange auf die Bahn zu warten und sich dann in volle Fahrzeuge quetschen zu müssen. Nun trifft es die Fahrgäste bei den Bussen der BVG.

S-Bahn-Kunden sind es seit Monaten gewohnt, lange auf die Bahn zu warten und sich dann in volle Fahrzeuge quetschen zu müssen. Nun trifft es die Fahrgäste bei den Bussen der BVG. Auch dort fallen derzeit zahlreiche Fahrten aus, weil Busse fehlen. Der Reparaturaufwand sei außergewöhnlich hoch, bestätigte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Ab Mitte nächster Woche solle sich die Lage aber entspannen.

Einen eklatanten Mangel gibt es derzeit bei den Doppeldeckern. Bei einem Großteil müssen die Achsen getauscht werden, weil bei einem Rütteltest Risse festgestellt worden waren. Die Aufgabe übernimmt der Hersteller MAN. Dort sei man aber mit den Arbeiten nicht nachgekommen, sagte Reetz. Die Fahrzeuge fehlten dem Betrieb dadurch länger als vorgesehen. Betroffen sind vor allem die Linien X10 (Zoo–Teltow), X 49 (Staaken–Messe Nord), 115 (Spanische Allee–Fehrbelliner Platz) und 282 (Breitenbachplatz–Mariendorf, Dardanellenweg), wo zahlreiche Fahrten ausfallen.

Jetzt werden die Arbeiten gestreckt. Die BVG ließ die Achsen bisher zur Vorsicht schon nach 200 000 zurückgelegten Kilometern wechseln, obwohl MAN eine Garantie bis zu 250 000 Kilometern übernommen hat. Nun will auch die BVG die Busse länger mit den alten Achsen laufen lassen, um den Reparaturstau aufzulösen.

Einen weiteren Engpass hat die Polizei ausgelöst, die in der vergangenen Woche zwei Fahrzeuge wegen technischer Mängel aus dem Verkehr gezogen hat. Deshalb hat die BVG ihre gesamte Flotte überprüft und weitere Mängel festgestellt. Da kein Fahrzeug mit Schäden auf die Straße darf, fehlen weitere Busse für den Betrieb. Pikant: Der Polizist, der bei der Kontrolle die Schäden monierte, ist nach Tagesspiegel-Informationen ein ehemaliger BVG-Mitarbeiter.

Verstärkt wird der Reparaturstau durch die Folgen des langen Winters, der nach Angaben von BVG-Sprecherin Reetz auch zu mehr Unfällen geführt hat. Weil sogar Fahrzeuge, die lediglich einen Lackschaden haben, nach der BVG-Usus sofort in die Werkstatt müssen, vergrößert sich auch dadurch der Engpass. Durch Extraarbeit an diesem Wochenende und mithilfe von Mitarbeitern der Herstellerfirmen soll nun die zusätzliche Arbeit in den Werkstätten abgebaut werden. Wie viele Fahrzeuge insgesamt fehlen, konnte Reetz nicht sagen. Die Zahl ändere sich von Tag zu Tag. Bisweilen seien auch schon mehr als 50 Busse auf einen Schlag ausgefallen.

Doch auch ohne Winter, Achsentausch und Polizeikontrollen warten Fahrgäste häufig vergeblich auf einen nach Fahrplan fahrenden Bus. So fallen nach Angaben einer Betroffenen auf der Linie 125 (Osloer Straße–Invalidensiedlung Frohnau) seit zwei Jahren fast regelmäßig Fahrten aus; meist um die gleiche Zeit. Auch auf der Linie 187 (Turmstraße–Lankwitz, Halbauer Weg) komme es regelmäßig zu Ausfällen, weshalb ihr Kind häufig zu spät zur Schule komme, klagt eine Familie aus Schöneberg.

Personalrat Axel Schröder bestätigte, dass Fahrer oft untätig auf den Betriebshöfen stehen, weil ihnen einsetzbare Fahrzeuge fehlten. Um Kosten zu sparen, sei – wie bei der S-Bahn – der Personalbestand verringert worden. Zudem würden Ersatzteile nicht immer sofort bestellt, sondern erst bei einem Bedarf für große Mengen, um Preisnachlässe herauszuschlagen. Reduziert worden sei auch die Nachtarbeit, um Zuschläge für die Mitarbeiter zu sparen. Welche Fahrten bei einem Fahrzeugmangel ausfallen, werde nach dem Zufallsprinzip entschieden, sagte Schröder. Treffen könne es grundsätzlich jeden Fahrgast. Den Ärger bekommt dann meist der Fahrer des nächsten Busses ab – auch wenn er pünktlich kommt.

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