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© Kleist-Heinrich

Steglitz: Eltern kochen für Schüler

Lichterfelder Eltern kochten für ihre Kinder ein Mittagessen – aus Protest. 60 Suppenportionen wurden in der Goetheschule verteilt. Die Achtklässler haben teilweise bis zu neun Stunden Unterricht ohne längere Pause oder etwas Warmes zu Essen.

Ungewohnte Düfte durchzogen gestern Mittag das Treppenhaus des Lichterfelder Goethe-Gymnasiums: Eltern hatten im Foyer Suppen und Würstchen samt Protestplakaten aufgetischt, um auf die schwierige Lage ihrer Kinder hinzuweisen. Denn die Achtklässler haben mittwochs von acht bis 16.10 Uhr Unterricht, ohne eine längere Pause oder etwas Warmes zu essen. An den anderen Tagen kommen sie zwischen 14.30 und 15.25 Uhr nach Hause.

Die Eltern fordern aber nicht nur ein Essensangebot. „Noch wichtiger ist ein längere Pause“, findet etwa Peer-Olaf Kalis von der Gesamtelternvertretung. 30 Minuten Basketball auf dem Pausenhof – das wäre seines Erachtens schon ein großer Gewinn für die Schüler. Bisher ist keine Pause länger als 15 Minuten, so dass die Schüler keine Gelegenheit haben, frische Kraft zu schöpfen. Zudem möchten die Eltern zu einem Doppelstundenmodell kommen, damit die Kinder nicht mehr acht, sondern nur noch vier verschiedene Fächer pro Tag haben.

Bislang ist es den Eltern an der Goetheschule nicht gelungen, für ihre Forderungen Mehrheiten zu finden, denn die meisten Schüler und Eltern sind noch nicht von dem verkürzten Abitur betroffen. Im nächsten Schuljahr könnte sich das aber ändern, wenn der dritte Jahrgang mit „Turboabitur“ hinzukommt. Allerdings gilt es dann noch die Lehrer zu überzeugen, die zum großen Teil gegen längere Pausen sind: Da sie in den Schulen nur selten über ruhige Arbeitsecken oder Schreibtische verfügen, wollen sie lieber zu Hause mit der eigenen Familie essen und dann im eigenen Arbeitszimmer den Unterricht vorbereiten.

Nicht wenige Eltern und Lehrer wären noch aus einem anderen Grund froh, wenn sie die Uhr zurückdrehen und das Abitur nach 13 Jahren zurückhaben könnten: „Durch die vielen Unterrichtsstunden haben die Schüler keine Zeit mehr für das, wo Schule Spaß macht“, bedauert etwa Lehrerin Marie-Theres Hennecke, die seit 36 Jahren leidenschaftlich Musik-AGs betreut. Ihr kommt die Abiturreform vor „wie ein Kleid, das ohne Schnittmuster angefertigt wurde“.

Nicht in allen Schulen ist die Unzufriedenheit allerdings so groß wie im Goethe-Gymnasium. Viele Schulen bieten inzwischen warmes Essen oder haben längere Pausen und Doppelstunden eingeführt. Aber auch im Goethe-Gymnasium scheint sich jetzt etwas zu bewegen. „Das Blockstundenmodell hat einen gewissen Charme“, ließ Direktor Heinrich Zacharias jetzt wissen. Raumreserven für eine größere Kantine sieht er jedoch nicht – noch nicht.

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