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Berlin: Steglitzer Kreisel: Schlamperei bei Sanierung?

Der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksbürgermeister Herbert Weber (CDU) sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Bestenfalls habe es Schlamperei und Inkompetenz bei der Asbestsanierung des Steglitzer Kreisels 1990 gegeben, sagt Hellmut Bartsch vom Ingenieurbüro Hydroplan, der damals Prüfingenieur war.

Der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksbürgermeister Herbert Weber (CDU) sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Bestenfalls habe es Schlamperei und Inkompetenz bei der Asbestsanierung des Steglitzer Kreisels 1990 gegeben, sagt Hellmut Bartsch vom Ingenieurbüro Hydroplan, der damals Prüfingenieur war. Im wahrscheinlicheren und schlimmsten Fall sei das mit der Asbestsanierung beauftragte Unternehmen Hakap von Mitarbeitern des Hochbauamts bestochen worden, nachlässig zu sanieren - unter dem damaligen Baustadtrat Weber.

Möglicherweise sind die im vergangenen Jahr bekannt gewordenen neuen Asbestfunde, die zur Schließung von 78 Büroräumen führten, auf Versäumnisse in der Vergangenheit zurückzuführen. Der stellvertretende Baustadtrat von Steglitz-Zehlendorf, Norbert Kopp, sagte am Montag gegenüber dem Tagesspiegel, er könne die Vorwürfe weder dementieren noch bestätigen. Claudia Hämmerling, baupolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, fordert, dass ein Regressprüfungsverfahren eingeleitet wird. Die Firma Hakap hat im März dieses Jahres Konkurs angemeldet. Hydroplan war damals beauftragt, die Sanierung im Kreisel zu überwachen. "Dabei stellten wir Unregelmäßigkeiten fest", sagt Bartsch. Trotz vieler Hinweise ans Hochbauamt sei jedoch nichts unternommen worden. In einem Gutachten schätzte Hydroplan die Sanierungskosten auf insgesamt 98 Millionen Mark. "Wie viel davon umgesetzt wurde, weiß niemand", sagt Hämmerling. Bartsch hatte bei seinen Kontrollgängen unter anderem festgestellt, dass die zu sanierenden Räume nicht ordnungsgemäß abgedichtet waren, so dass in die benachbarten, genutzten Büros Asbestfasern gelangen konnten. Auf entsprechende Mitteilungen habe das Amt nicht reagiert. Daraufhin kündigte Hydroplan nach knapp einjähriger Tätigkeit die Zusammenarbeit auf. In seinem Kündigungsschreiben an das damalige Steglitzer Hochbauamt vom Juni 1990 begründet Bartsch: "Befremdlich war, dass immer deutlicher erkennbar wurde, dass Ihre Diensstelle meine Sorge um eine ordnungsgemäße Entsorgung nicht teilte." Belegt fand er seinen Verdacht auch darin, dass ihm als Sicherheitskoordinator bautechnische Informationen vorenthalten wurden. Der TÜV übernahm die Überwachung - allerdings verzichtete man auf die vorgeschriebenen Sichtkontrollen und beschränkte sich auf - teure - Luftmessungen. "Die sind aber nur sinnvoll, wenn vorher Sichtkontrollen durchgeführt werden", sagt Frank Robinson von Hydroplan.

Bartsch und die Grünen hegen den Verdacht der Korruption: Möglicherweise sei die Firma Hakap oder sogar der TÜV bestochen worden, die Arbeiten unzureichend zu erledigen, so dass weiter eine Gesundheitsgefährdung bestand - und der Firma ein Vorteil entstand. In den vergangenen Jahren war bei Routinekontrollen immer wieder Asbest in dem 27-geschossigen Bürohochhaus in der Schloßstraße gefunden worden. Als der Kreisel 1969 bis 1980 gebaut wurde, war noch nicht bekannt, dass Asbest krebserregend ist. Doch schon während der Bauarbeiten 1969 bis 1980 wurde das Hochhaus zum Synonym für West-Berliner Filz im Bau. Den damaligen Finanzsenator Heinz Strieck (SPD) kostete der Skandal um den Steglitzer Kreisel das Amt. Wenn Korruption vorliegt, könnte niemand mehr dafür zur Rechenschaft gezogen werden: Diese Straftat verjährt nach fünf Jahren. Schadensersatzansprüche an Firmen sind jedoch noch möglich. Das Thema wird auf der Bezirksverordnetenversammlung am Mittwoch behandelt. Die aktuelle Sanierung der asbestbelasteten Büroräume kostet nach früheren Schätzungen mindestens 100 Millionen Mark. Möglicherweise muss noch viel mehr am Gebäude gemacht werden. Manchen Mitarbeitern wäre es deshalb am liebsten, den Kreisel abzureißen.

Katharina Körting

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