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Berlin: Steglitzer Kreisel soll Top-Adresse werden

Bürgermeister Weber will Sanierungskosten aus dem Verkauf von Liegenschaften aufbringen

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf will bezirkseigene Grundstücke verkaufen, um die Sanierung des Bürohochhauses „Steglitzer Kreisel“ voranzutreiben. Nach Auskunft von Bürgermeister Herbert Weber (CDU) berät derzeit eine Arbeitsgruppe des Bezirksamtes darüber, welche Liegenschaften für einen Verkauf in Frage kommen. In zehn Tagen soll eine Liste präsentiert werden.

Auf etwa 50 Millionen Euro veranschlagt Weber die Sanierungskosten für den asbestbelasteten Betonbau aus den siebziger Jahren, und präzisiert: „Wir sprechen hier von einer Totalsanierung, einem Rückbau bis zum Rohbau“. In den vergangenen Jahren musste das unter skandalumwitterten Umständen hochgezogene Bürogebäude immer wieder an verschiedenen Stellen kostenaufwändig von dem krebserregenden Asbest befreit werden. Rathauschef Weber fordert seit längerem die Komplettsanierung des Wolkenkratzers. Allerdings war bislang völlig unklar, wie ein solcher Kraftakt vom Bezirk mitfinanziert werden könnte. Webers neues Konzept: Durch die Sanierung könnten im Kreisel 150 neue Arbeitsplätze für die Mitarbeiter der Verwaltung geschaffen werden. Dann würden bislang genutzte Gebäude frei, die verkauft werden könnten. Der Erlös aus den verkauften Liegenschaften wäre vermutlich nur der kleinere Teil aus dem insgesamt zu erbringenden Sanierungskapital. Den Löwenanteil soll nach Webers Überlegungen der Senat aufbringen.

Wie hoch der Anteil des Bezirkes letztlich liegen wird, lässt Weber momentan offen. „Wir brauchen ein überzeugendes Konzept, das den Senat nicht übermäßig belastet. Wir werden unseren Beitrag leisten müssen“. Derweil ist im Bezirksamt scheinbar bereits eine aufgeregte Debatte darüber ausgebrochen, welche Immobilien von einem möglichen Verkauf betroffen sein könnten. Klar scheint, dass die Filiale der Leo-Borchard-Musikschule in der Grabertstraße 4 zur Disposition steht. „Falls sich ein potenter Bieter findet, werden wir diesen Standort aufgeben müssen“, kündigt Kulturstadtrat Erik Schrader (FDP) an. Um andere Quartiere aus seinem Ressort, die angeblich ebenfalls für den Verkauf in Betracht gezogen werden, will Schrader hingegen kämpfen. So stünden die Außenstellen der Victor-Gollancz-Volkshochschule in der Rondell- und der Markgrafenstraße nicht zur Verfügung. Unter einigen Mitarbeitern der VHS war angesichts eines möglichen Umzuges in den Kreisel bereits blankes Entsetzen ausgebrochen. Derlei Unruhe will Weber jedoch mit einem Machtwort unterbinden. „Ressortegoismen haben keinen Platz“, stellt der Bürgermeister klar. Außerdem lockt er mit einem „hochmodernen Verwaltungsgebäude“, wie man es so in Berlin nicht finde. Der Bezirk will sich nun mit einer Vorlage an den Bauausschuss des Abgeordnetenhauses wenden. Dort muss letztlich entschieden werden, ob die Pläne aus Steglitz-Zehlendorf real sind oder nur Luftschlösser.

Frank Thadeusz

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