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Kopfsteinpflaster bitte im Vorteilspack einkaufen! So stellen sich die Planer den neuen Vorplatz vor dem Schloss vor.

© Simulation: Humboldt-Forum/promo

Steinwüste oder Statuen in Berlin-Mitte: Überall Kopfsteinpflaster: So sieht der neue Schlossplatz aus

Das Schloss feiert Richtfest - aber was passiert eigentlich außenrum? Laut Konzept wird gepflastert, der Förderverein will Barock. Bei der Debatte zur "historischen Mitte" kam das nicht zur Sprache - weil der Platz gar nicht dazugehört.

„Schönheit und Repräsentation“ hat der Förderverein Berliner Stadtschloss seinen Entwurf überschrieben. Damit ist die Richtung schon vorgegeben: Nicht nur die Fassade, auch das Umfeld des Schlosses soll wieder barock sein, zumindest an markanten Stellen. Der oberste Schlossförderer Wilhelm von Boddien legte vor kurzem noch einmal nach: Nicht nur der Neptunbrunnen an der Südseite des Humboldtforums, nicht nur die „Rossebändiger“ auf der Lustgartenseite sollten zurückkehren, sondern die ehemalige Lustgartenterrasse mit den fünf Oranierfürsten – Bronzefiguren aus dem 19. Jahrundert, von denen nur noch eine existiert. Wie berichtet, wurde am Freitagvormittag Richtfest am Schloss - den Live-Ticker mit Richtspruch, König und Pils können Sie unter diesem Tagesspiegel-Link nachlesen.

Boddien möchte eine Debatte anstoßen, denn das Umfeld des Schlosses gehört zum Bauprojekt. Wenn 2019 Einweihung gefeiert wird, sollen die Plätze rund ums Schloss ebenfalls fertig sein. Schlossarchitekt Franco Stella möchte den Neptunbrunnen ebenfalls wieder am Schloss sehen, auch Stiftungschef Manfred Rettig spricht sich dafür aus. „Diese Diskussionen muss die Bürgerschaft noch führen“, sagte Rettig dem Tagesspiegel.

"Eine Steinwüste" schimpft der Förderer über die Pläne

Die Freiraumplanung liegt seit 2013 auf dem Tisch. Im siegreichen Konzept der Berliner Landschaftsplaner BBZ werden allenfalls historische Spuren sichtbar gemacht, Stauden als Andeutung der historischen Terrasse und eine Trauerweide für den ehemaligen Schlossgarten. Ansonsten wird gepflastert, „eine Steinwüste“, schimpft Boddien. Doch der Entwurf bedeutet nicht das Ende der Debatte: „Es wird positiv gewertet, dass die Ausbildung der Freiräume eine optionale Rückkehr der historischen Skulpturen und Objekte an ihren ursprünglichen Ort in Zukunft nicht ausschließt“, hatte das Preisgericht erklärt.

Nebenan rund ums Rathausforum wird derzeit eine aufwändig inszenierte „Stadtdebatte“ zur Zukunft der Historischen Mitte geführt. „Ergebnisoffen“, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Donnerstag erneut betonte. Da könnte man eigentlich das Schlossumfeld einbeziehen, zumal Kritiker der Stadtdebatte vorwerfen, die Historische Mitte räumlich viel zu eng zu fassen. Lüscher wies das weit von sich. „Die Fakten sind klar, die Bauplanung wird vorbereitet, sonst werden wird bis zur Schlosseröffnung nicht fertig.“ Im Übrigen seien Diskussionsbeiträge von Einzelpersonen „mit Zugang zu den Medien“ ganz normal.

Der Dialog ist beendet, ein Ergebnis gibt es nicht

Offiziell wird also weiterhin nur über den Raum zwischen Fernsehturm und Spree diskutiert. Der Online-Dialog ist vorerst beendet, ein Ergebnis oder eine Tendenz für oder gegen eine Bebauung gibt es nach Einschätzung der mit dem Dialog beauftragten Agentur Zebralog nicht. Man sei auch eher an Argumenten und Inhalten interessiert, hieß es. Für quantitative Analysen sei das Format nicht geeignet.

Der Architekten- und Ingenieurverein (AIV) nutzte diese offene Flanke zur harschen Kritik: Der Dialogprozess drohe „zur Farce zu werden“. Aus den rund 3100 Beiträgen und Kommentaren lasse sich „schwerlich ein repräsentatives Meinungsbild von Berlins Bürgern“ ableiten. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hätte besser „Eckpunkte eines nachhaltigen Entwicklungskonzepts“ vorgelegt statt ein „kurzatmiges und kurzsichtiges Dialogverfahren zu präsentieren“, erklärte AIV-Vorstandsmitglied Harald Bodenschatz. Regula Lüscher wies die Kritik zurück. Es gehe eben gerade nicht darum Eckpunkte vorzugeben. Die Bürger einzubeziehen sei wichtig für den Prozess.

Lüscher ist mit dem Onlinedialog sehr zufrieden. Die Teilnehmer hätten relativ ausgewogen für oder gegen eine kleinteilige Bebauung votiert. Hauptkritik sei die Geschichtslosigkeit des Ortes, als große Qualität sei der öffentlich zugängliche Freiraum gelobt worden. Geschichtslos wird das Humboldtforum auf jeden Fall nicht sein, unzugänglich schon gar nicht. Schon mal zwei dicke Pluspunkte.

Am Freitag feiert das Berliner Schloss Richtfest. Seien Sie dabei - wir berichten live, hier auf tagesspiegel.de/berlin

Und in der Zwischenzeit - klicken Sie sich doch durch die Tagesspiegel-Langzeitdokumentation vom Neubau des Schlosses:

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