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Endlich essen. Die Brüder Taviani freuen sich schon aufs Dinner. Foto: AFP

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Berlin: Sterneküche für Gewinner

Bären-Dinner erstmals im Spiegelzelt.

Ganz am Schluss der Berlinale, in der Nacht zum Sonntag, gab es noch einmal eine Premiere. Statt wie in den vergangenen Jahren die Gewinner zum Bären-Dinner ins Borchardt zu bitten, blieb Festivalchef Dieter Kosslick lieber zu Hause und veranstaltete die Siegesfeier im Spiegelzelt am Martin-Gropius-Bau, dem Schauplatz der immer erfolgreicheren Sektion „Kulinarisches Kino“.

Dort kochte der mit zwei Sternen ausgezeichnete Chef des Restaurants „Lorenz Adlon“, Hendrik Otto, für die Gewinnerteams ein exquisites Menü mit Cremesuppe von Winterspargel, Müritzzander, Auberginenlasagne und Zwetschgenragout mit Ziegenquarkschaum. „Ein sehr eleganter Rahmen“, schwärmte Kunstkenner Peter Raue. „Hier ist es viel übersichtlicher und nicht so aufgeregt wie im Borchardt.“ Allerdings passen in das Zelt auch rund hundert Gäste weniger hinein, was der Grund dafür gewesen sein könnte, dass die an der Bären-Verleihung unbeteiligten Spitzen des deutschen Films und die üblichen Berliner Prominenten kaum vertreten waren. Nach dem großen Partymarathon, der ebenfalls zur Berlinale gehört, ist aber wahrscheinlich auch wieder jede Stunde Schlaf willkommen. Selbst Energiebündel Dieter Kosslick bekannte sich zu aufkommender Müdigkeit „nach 200 Stars“ und einer Berlinale, bei der „wirklich alles gut gelaufen ist“. Wer auf dessen komödiantische Einlagen auch nach dem Ende des Festivals nicht verzichten möchte, muss jetzt wieder auf Youtube zurückgreifen.

Zufrieden zeigte sich auch BMW-Chef Hans-Reiner Schröder, der zu den Hauptsponsoren gehörte. In seiner Lounge im Hyatt konnte er sogar Stars begrüßen, mit denen er gar nicht gerechnet hatte.

In dieser Nacht waren die Filmlegenden Vittorio und Paolo Taviani die Stars im Zelt. Italiens Botschafter Michele Valensise hat sich den Film bei der Abschlussgala sogar zum zweiten Mal angeschaut und erklärte die hohe Popularität der über 80-jährigen Gewinner des Goldenen Bären damit, dass sie „sehr lustig sind und keine Allüren haben“.

Die letzte Nacht im Gewusel erfolgreicher Filmschaffender aus aller Welt nutzten die einen zum Austausch von Zärtlichkeiten, andere schmiedeten neue Pläne, verabredeten Wiedersehen für gemeinsame Projekte. Die Jury posierte gemeinsam für diverse Handykameras und sah durchaus so aus, als sei die Anstrengung auch „ein ganz großer Spaß“ gewesen, der am liebsten gar nicht enden solle, wie der Vorsitzende Mike Leigh es mit fast unbritischem Überschwang formulierte.

Bis in den frühen Morgen wurde gefeiert, und Dieter Kosslick würde gern an diesem charmanten, nicht so bekannten Ort festhalten. Ob man den Rahmen hier erweitern kann, darüber nachzudenken bleibt fast ein Jahr Zeit. Fürs Kulinarische Kino schließt der Chef der Sektion, Thomas Struck, das eher aus: „Dann wird es Systemgastronomie, das machen die Spitzenköche nicht mit.“ Sein Zelt steht auch für die Verzahnung von Festival und Stadt, denn während der Berlinale selbst treffen sich hier weniger Fachbesucher als filmbegeisterte Slow-Food-Freunde, die rechtzeitig an Karten gekommen sind. Elisabeth Binder

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