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Berlin: Stolpe kommt von seinem Weg ab (Kommentar)

Wahlkampf wird nirgendwo mit Samthandschuhen geführt. Was jetzt die märkische Opposition geschlossen auf die Barrikaden treibt, würde deshalb in anderen Bundesländern wohl als Bagatelle abgetan.

Wahlkampf wird nirgendwo mit Samthandschuhen geführt. Was jetzt die märkische Opposition geschlossen auf die Barrikaden treibt, würde deshalb in anderen Bundesländern wohl als Bagatelle abgetan. Trotzdem muß Ministerpräsident Stolpe dieser rot-schwarz-grün-gelbe Aufschrei treffen. Schließlich verkörpert bislang Stolpe den "Brandenburger Weg". Er war es, der immer gebetsmühlenartig beschwor, dass die Parteien zum Wohle des Landes über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten mögen. Abgesehen davon, ob dies für das Wechselspiel von Opposition und Regierung überhaupt förderlich ist: Der Vater des Brandenburger Weges hat mit seinem Wahlbrief zum ersten Mal gegen sein Credo gehandelt. Man kann daraus ablesen, wie ernst Stolpe selbst die Gefahr ansieht, nach dem 5. September nicht mehr allein regieren zu können. Aber sein Rettungsmanöver ist riskant. Denn Stolpe ist damit in die von ihm verabscheute Rolle des Polarisierers geschlüpft, die er eigentlich seinem Herausforderer Schönbohm zugedacht hatte. Stolpes Erfolgsgeheimnis bestand ja gerade darin, dass die Märker billige Polemik nicht honorieren. So gibt er seinem Herausforderer, der ihn aus gutem Grund mit Samthandschuhen anfasste, eine tolle Vorlage. Schönbohm kann sich im wahlentscheidenden Schluss-Spurt als Mann des Ausgleichs und der Sachlichkeit profilieren - als Stolpe.

nth, mwa, thm

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