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Berlin: Straftäter flieht erneut aus Psychiatrie 32-Jähriger zersägte Gitter

Helfer vermutet

Alles lief wie geschmiert – in tagelanger Kleinarbeit hatte Sönmez B. die Gitterstäbe am Badezimmer eines anderen Häftlings durchgesägt. In der Nacht zu Dienstag hebelte er das Gitter aus und sprang durch das Fenster im Hochparterre. In Sekundenschnelle sei er weg gewesen, hieß es bei der Senatsgesundheitsverwaltung.

Es ist bereits das zweite Mal, dass Sönmez B. aus dem Maßregelvollzug für kranke Kriminelle in Buch geflohen ist. Im Juli 2010 war B. wegen mehrerer Einbrüche und räuberischen Diebstahls zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. In Buch sollte der Drogensüchtige eine Entziehungskur machen – so wie viele der 80 Häftlinge auch, die dort im Maßregelvollzug sitzen. Er verweigert sich aber bis heute jeder Therapie. Schon im Oktober 2010 konnte B. aus dem Maßregelvollzug ausbrechen. Damals hatte er sich wegen angeblicher Schmerzen in die Helios-Klinik in Buch bringen lassen. Obwohl er mit Handschellen gefesselt und von einem Wachmann und einem Pfleger begleitet worden war, konnte er sich losreißen und in ein Auto springen, wo ein oder mehrere Komplizen auf ihn warteten.

Auch diesmal müsse davon ausgegangen werden, dass der Mann Helfer hatte, heißt es bei der Gesundheitsverwaltung. „Es war wieder eine Flucht, die lange vorbereitet und geplant war“, sagte eine Sprecherin. Außerdem habe der 32-Jährige offenbar Mitpatienten unter Druck gesetzt, ihn nicht zu verraten. Erst Ende Februar gelang es der Polizei, B. in Ungarn festzunehmen und nach Berlin zurückzubringen. Weil B. aber laut Senatsverwaltung jegliche therapeutische Maßnahme ablehnte, hatten seine Ärzte eine Überführung in ein reguläres Gefängnis angeregt. Auch die Staatsanwaltschaft habe dafür plädiert. Dennoch hat das Landgericht Berlin Mitte Juni beschlossen, dass B. weiter im Maßregelvollzug bleiben soll. Er soll mehrere Prostituierte vergewaltigt haben. B.s Flucht im Oktober hatte auch zu einer Debatte über Sicherheitsvorkehrungen geführt. Björn Stephan

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