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Berlin: Straße der Heimwerker: Bald drängen sich sechs Baumärkte kurz hinter einander am östlichen Stadtrand

An dieser Straße schlagen Heimwerker-Herzen höher: Hellweg, Holz-Possling, Hornbach und bald noch Obi - an der Bundesstraße B 1 / 5 zwischen Biesdorf und dem brandenburgischen Vogelsdorf reiht sich Baumarkt an Baumarkt. Vier gibt es schon, einer ist im Bau, ein weiterer geplant.

An dieser Straße schlagen Heimwerker-Herzen höher: Hellweg, Holz-Possling, Hornbach und bald noch Obi - an der Bundesstraße B 1 / 5 zwischen Biesdorf und dem brandenburgischen Vogelsdorf reiht sich Baumarkt an Baumarkt. Vier gibt es schon, einer ist im Bau, ein weiterer geplant. Auf zwölf Kilometern gibt es dann sechs. Nicht nur Anwohner fragen sich, ob nicht an den wahren Bedürfnissen vorbei geplant werde. "Baumärkte haben wir genug, wir brauchen hier Gaststätten oder Gewerbe", schimpft ein junger Mahlsdorfer. Und er kann nicht begreifen, weshalb noch in diesem Jahr an der Kreuzung zur Hönower Straße das "B 1-Center", ein Bau- und Möbelmarkt entstehen soll. Die ganze Entwicklung sei chaotisch.

Für den Leiter des Hellersdorfer Stadtplanungsamtes, Rainer Zeletzki, ist die Situation aber keineswegs problematisch. Aus seiner Sicht sei zwar jetzt Bedarf gedeckt, wie er es formuliert, doch der gegenwärtige Zustand sei das Ergebnis von Abstimmungsgesprächen mit dem benachbarten Marzahn und den Brandenburger Gemeinden. So einigte man sich beispielsweise auf einem Workshop vor zwei Jahren auf eine verringerte Handelsfläche für das neue Zentrum am Elsterwerdaer Platz. Neben einem Selbstbedienungswarenhaus und mehreren Dienstleistungen soll dort auch Heim- und Gartenbedarf angeboten werden. Die Marzahner haben im Gegenzug dem B 1-Center auf Hellersdorfer Gebiet zugestimmt, weil das Vorhaben auch die Entwicklung der Ortsstruktur unterstützt, sagt der Stadplanungschef. "Im Erdgeschoss der Gebäude werden sich kleinere Geschäfte ansiedeln", betont Zeletzki. Die Einwendungen der Bürger gegen den Bebauungsplan werden in den nächsten Wochen bearbeitet.

Natürlich könnte sich auch der Hellersdorfer Stadtrat für Stadtplanung, Heinrich Niemann (PDS), andere Nutzungen für freie Flächen an der Bundesstraße vorstellen. Und er betont, dass er sich "nun keinen neuen Baumarkt mehr wünscht". "Aber es läuft zurzeit nichts anderes", begründet er die bisherige Entwicklung. Gewerbe, das neue Arbeitsplätze bietet, werde gebraucht. Auch Zeletzki macht deutlich, dass er künftig lieber Flächen brach liegen lasse, als dort noch einen Baumarkt zu genehmigen. Mehrere Interessenten hätten sich schon nach einem Areal an der Pilgramer Straße erkundigt.

Für den Berliner Einzelhandelsverband spiegelt die Bundesstraße B1 / 5 genau den Trend der Zeit wieder. "Die Bau- und Fachmärkte erzielen als einzige Branche derzeit ein Umsatzplus", sagt der Geschäftsführer Gernot Bazin. Aus seiner Sicht ist das möglich, weil sie neben dem großen Warensortiment auch die entsprechenden Dienstleistungen anbieten. "Da gibt es vor Ort einen Zuschnittservice, außerdem werden Sanitäreinrichtungen Zuhause eingebaut", nennt Bazin einige Beispiele. Der Geschäftsführer des Institutes für Markt und Wirtschaftsforschung, Rolf Spannagel, teilt diese Auffassung. "Am gefragtesten sind Kombinationen aus Baumarkt und einem Selbstbedienungskomplex", sagt er. Außerdem sei zu beobachten, dass die Handelsflächen ständig größer werden. "Wurden kurz nach der Wende noch Baumärkte von 5000 Quadratmetern gebaut, sind die neuen vier Mal so groß."

Die Baumarktbetreiber halten sich mit öffentlichen Äußerungen zum Umsatz und zur unmittelbaren Konkurrenz bedeckt. Immerhin war Hellweg zu einer Auskunft bereit. Das Bau- und Gartenmarktsortiment in Biesdorf stoße mit mehr als 60 000 Artikeln auf große Resonanz. Neben Badezimmerbedarf, Küchenmöbeln, Autopflege- und Zubehörteilen werden unter anderem Elektroartikel angeboten. Der neue Gartenmarkt wurde mit einer eigenen Zooabteilung ausgestattet und auf der Freifläche vor dem Haus gibt es eine Baumschule. "Unser Unternehmen spricht nicht nur Heim- und Handwerker an, sondern auch alle anderen Kunden, die ihr Haus, ihre Wohnung oder ihren Garten aufwerten wollen", ist aus der Dortmunder Pressestelle zu erfahren.

Steffi Bey

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