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Alle Autos stehen still. Inoffiziell ist die Straße des 17. Juni längst der zentrale Festplatz der Stadt. Am Sonntag hatten ihn die Radler in Beschlag genommen.

© dapd

Großveranstaltungen: Straße des 17. Juni: Feiermeile der Nation

Kaum ein Wochenende vergeht ohne Sperrung der Straße des 17. Juni. Warum eigentlich nicht immer so? Die Grünen und verschiedene Umweltverbände fordern, die Straße ganz zu sperren, zumindest an den Wochenenden oder im Sommer.

Keine Straße ist neben der Stadtautobahn so oft im Verkehrsfunk wie der „17. Juni“. Fast jedes Wochenende heißt es „ganztägig gesperrt zwischen Großem Stern und Brandenburger Tor“. Fast immer sind es Veranstaltungen, ob Sport oder Kultur, manchmal auch Großdemonstrationen. An diesem Sonntag war es die Sternfahrt des ADFC, die an der Siegessäule endete – auf der Ost-West-Achse fand das Umweltfestival der Grünen Liga statt. Vor einer Woche blockierte für Stunden eine Demo die Straße, vor zwei Wochen, zum Radrennen Velothon, war der Straßenzug mehrere Tage für den Auf- und Abbau der Bühnen gesperrt.

Die Grünen und verschiedene Umweltverbände fordern deshalb, die Straße ganz zu sperren, zumindest an den Wochenenden oder im Sommer. Kategorisch dagegen sind die Verkehrsverwaltung und der ADAC. „Als eine von drei existierenden Ost-West-Achsen brauchen wir diese Verbindung wegen der vielen Baustellen in der Innenstadt.“ Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) pocht auf ihr „Verkehrskonzept“. Zu dem gehöre die Straße des 17. Juni, die durch die Öffnung der Französischen Straße bis zur Wilhelmstraße im Dezember 2009 noch an Bedeutung gewonnen hat.

Die Befürworter argumentieren, dass es selbst bei der sechswöchigen Fußball-WM 2006 keine größeren Staus gegeben habe. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte deshalb gefordert, die „Fanmeile als Freizeitmeile weiterzunutzen“. Profitieren würden Skater und Radfahrer – und der Tiergarten wäre ohne Autorauschen auch deutlich attraktiver.

Pro Jahr sind es geschätzt 50 bis 100 einzelne Sperrungen. Im Jahr 2003 hatte sich der Senat die Mühe gemacht und hatte 64 Termine gezählt. Damals hatte der Senat mitgeteilt, dass nur Veranstaltungen genehmigt werden, „die im besonderen Interesse Berlins liegen“. Dazu zählen Sportveranstaltungen wie Marathon und Velothon – tausende Teilnehmer füllen die Hotels. Berlins Tourismuswerber und der Senat betonen seit Jahren, wie wichtig überregional bekannte Veranstaltungen als Wirtschaftsfaktor seien.

Aus Sicht der Polizei und der Feuerwehr ist die Ost-West-Achse der perfekte Feierort – weil weitgehend paniksicher. Links und rechts könne man einfach in den Tiergarten flüchten – nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg ein wichtiges Kriterium. Wie Innensenator Ehrhart Körting (SPD) kürzlich mitteilte, sei der 17. Juni „der einzig geeignete Standort“ für Massenveranstaltungen. Das hatte sich auch der heutige US-Präsident gedacht. Barack Obama hatte die Kulisse mit Siegessäule und Tor gelockt –  Millionen Menschen sahen 2008 die Bilder im Fernsehen – zur Freude der Berliner Tourismuswerber. Die unterstützen deshalb auch die Idee „der Freizeitmeile“.

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