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Manche treiben’s bunt. Diese Sambatänzerin versetzte das Publikum in Gedanken nach Brasilien.

© König

Straßenfest: Karneval der Kulturen – fast wegen Überfüllung geschlossen

Kein Fest ist so voll und so erfolgreich wie der Karneval der Kulturen. Am Konzept wird dennoch getüftelt.

Wippende Federn, stampfende Tänzer – und im Publikum zücken die Teilnehmer des Internationalen Symposiums für Kulturelle Diplomatie ihre Kameras. Das Institut am Ku’damm hatte seinen Tagungsgästen den „Carnival of Cultures“ empfohlen. Ein bunt gemischtes Publikum, illustre Teilnehmer – den 15. Karneval der Kulturen machten wieder 1,3 Millionen Besucher zum größten Event der Stadt. Mit 750 000 Besuchern bei der Parade gab es einen neuen Rekord, und das Straßenfest musste zwischendurch fast wegen Überfüllung geschlossen werden. Zum Finale gab es am Montag Regen und Hagel.

Die Bilanz der Johanniter und der Polizei: keine besonderen Vorkommnisse, bis auf einen Zwischenfall am Wagen der Fans von Tennis Borussia, den Hertha-Fans heimsuchten und ein Plakat entrissen. Laut TeBe wurde der Wagen auch mit Flaschen beworfen, Fußballfans homophob beleidigt, der Polizei hatten die Betroffenen das aber nicht geschildert, hieß es bei der Polizeipressestelle.

177 Hilfeleistungen per Pflaster oder Kopfschmerztablette sowie 24 Transporte mit der Ambulanz gab es, eine eher unspektakuläre Bilanz nach vier Tagen Großereignis mit etlichen alkoholisierten Besuchern. Andere Kulturkarnevalisten ließen sich allein von Musik, Kostümen und Lebensfreude berauschen. An der Strecke in Kreuzberg stehen zunehmend auf den ersten Blick bürgerlich wirkende Besucher, ist Klaus-Dieter Richter aufgefallen, dem Vizepräsidenten der Dehoga.

„Der Karneval der Kulturen wird von Jahr zu Jahr wichtiger für die Stadt“, bilanziert Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening, „weil er den Mehrwert, den Einwanderung bringt, attraktiv in Szene setzt.“ Der Umzug verdeutliche, dass viele Migranten wirklich angekommen seien. Das zeige sich am Trend, dass es weniger reine Folkloretruppen gebe als heterogen gemixte Teams – wie Iren, die eine orientalische Oase mit sich zogen.

Derweil tüfteln die Projektleiter von der veranstaltenden Werkstatt der Kulturen schon am Feintuning des Mega-Straßenfestes. Auch angesichts der alljährlich geäußerten Kritik, dass die Lücken zwischen den einzelnen Wagen teils so groß sind. Das liege an Sicherheitsaspekten, daran, dass die Teilnehmer eben bis zu fünf Stunden lang teils schweres Gerät mit Muskelkraft schleppen. Aber auch daran, dass jeder Trupp anfangs vor der Jurybühne am Südstern hält und sich präsentiert – und so eine Pause entstehe. Die Jurybühne könne man aber wegen der Platzerfordernisse nicht einfach verlegen, sagt Projektchefin Nadja Mau. Piening regt an, die Vorbereitungen für den Umzugs das ganze Jahr über zum Event zu machen. Er schlägt auch mehr Unterstützung für die Gruppen vor: Amsterdam etwa zahle seinen besten Karnevalisten sogar Geld. Deshalb wollen die Organisatoren jetzt Partnerschaften stiften zwischen den ehrenamtlichen Gruppen und mittelständischen Sponsoren.

Für 2011 stellt der Senat wieder 270 000 Euro für die Organisation bereit. Der neue Sponsor „Lebara Mobile“ sei mehr als zufrieden, sagt Mau. Als Traditionssponsor sind etwa die Wasserbetriebe dabei. Und Beobachter etwa aus Großbritannien und Skandinavien schauen auf diese Stadt, um vom Karneval zu lernen. Derweil freuen sich die Vermieter von Pritschenwagen, Boxen und Zugmaschinen auf den nächsten Karneval. Aggregate waren in der Region über Pfingsten nicht mehr zu kriegen.

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