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STREIK BEI DER BAHNWie sich der Arbeitskampf in der Stadt auswirkte: Das große Chaos auf der Schiene blieb aus

Fernzüge hielten auf Regionalbahnhöfen, Autofahrer standen im Stau. Trotz Streik fuhren die S-Bahnen aber fast regelmäßig

Auch bei weiteren Streiks im Bahnverkehr müssen Fahrgäste, die auf die Busse und Bahnen der BVG ausweichen, mit dem dort bestehenden Angebot zurecht kommen. Einen zusätzlichen Verkehr will die Stadtentwicklungsverwaltung derzeit nicht bestellen, obwohl sie ihn ohne Mehraufwand finanzieren könnte. Denn für ausgefallene Züge erhält die S-Bahn weniger Geld aus dem mit dem Senat vereinbarten Verkehrsvertrag. Um Ersatz für ausgefallene Züge müsse sich zunächst die Bahn kümmern, heißt es beim Senat und beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der auch Geld für nicht stattgefundene Fahrten im Regionalverkehr zurückhalten kann.

Die in der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GdL) organisierten Mitarbeiter hatten gestern fast ganztägig gestreikt. Das befürchtete Chaos im Regional- und S-Bahnverkehr war bis Redaktionsschluss aber weitgehend ausgeblieben – auf der Schiene und auf den Straßen. Nach Anfangsproblemen zu Betriebsbeginn war es der S-Bahn sogar gelungen, die Bahnen fast regelmäßig fahren zu lassen; in der Innenstadt im Abstand von etwa zehn Minuten, auf Außenstrecken alle zwanzig Minuten. Auf den Straßen in die Stadt war der Verkehr dichter als gewöhnlich, und Autofahrer kamen meist nur langsamer voran als sonst. Nach Angaben der Verkehrsbeobachter von Traffic Service dauerten einige Fahrten bis zu einer Stunde länger. Viele Autofahrer seien früher als sonst aufgebrochen, um pünktlich am Arbeitsplatz zu sein. So sei die „Rush Hour“ bereits gegen 8.30 Uhr vorbeigewesen. Wer danach unterwegs war, kam sogar oft schneller ans Ziel.

Weil sich aber auf dem Stadtring A 100 Richtung Norden in Tempelhof am frühen Morgen die Autos bis dicht vor die Ausfahrt des Tunnels Britz stauten, ließ die Polizei dort von etwa 6.30 Uhr bis gegen 8 Uhr die Zufahrten Britzer Damm und Buschkrugallee vorsichtshalber sperren.

Die Bahn selbst war auch flexibel. Anders als zuvor angekündigt, ließ sie gestern doch Fernzüge auf Regionalbahnhöfen halten. Zum Teil konnte die Bahn auch Züge durch Busse ersetzen. In den neuen Bundesländern hat die Bahn besondere Probleme beim Schaffen eines Ersatzverkehrs, weil es hier keine ehemaligen Beamten gibt, die Loks fahren könnten.

Die BVG hatte nach Angaben ihrer Sprecherin Petra Reetz auf fast allen U-Bahnlinien Züge mit maximaler Wagenlänge eingesetzt. Trotzdem waren in der Zeit um 8 Uhr die Züge zum Teil so voll, dass wartende Fahrgäste keinen Platz mehr fanden; besonders viel los war auf dem Bahnhof Alexanderplatz.

Busse waren vor allem in den östlichen Außenbezirken überfüllt, wo die Fahrgäste die S-Bahn gemieden hatten, weil sie nicht damit rechneten, dass die Züge doch fahren. Im Zentrum dagegen stoppte eine nicht angemeldete Demonstration die Busse der Linien 100 und TXL.

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