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Berlin: Streit um Gedenken

Bahn verweigert „Zug der Erinnerung“ Halt Organisatoren wollen Hilfe beim Bund erbitten

Auf welchen Bahnhöfen der „Zug der Erinnerung“, eine Ausstellung über die Deportation jüdischer Kinder in der NS-Zeit, ab dem 13. April zu sehen sein wird, ist weiter unklar. Die Deutsche Bahn AG lehnte jetzt ab, dass der Gedenkzug am Hauptbahnhof und dem ehemaligen Deportationsbahnhof Grunewald halten darf. Die Organisatoren der Ausstellung wollen aber an den Orten festhalten.

Dabei werden sie von prominenter Seite unterstützt. Die Israelitische Synagogen-Gemeinde zu Berlin appellierte an Bahnchef Hartmut Mehdorn, die Züge in die Bahnhöfe fahren zu lassen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) stellte klar, dass das Gedenkprojekt „jede Form von Unterstützung“ verdiene.

Die Bahn begründet die Ablehnung mit Sicherheitsbedenken. Die Dampflok, die den Zug der Erinnerung zieht, würde am Hauptbahnhof die Rauchmelder aktivieren und den Verkehr stark behindern. In Grunewald könne der Zug überhaupt nicht einfahren, da dort nur S-Bahn- Gleise liegen.

Hans-Rüdiger Manow, Vorstandssprecher der Initiative Zug der Erinnerung, besteht allerdings auf den geplanten Orten. „Wir werden am Hauptbahnhof und in Grunewald der Opfer gedenken“, sagte er. Die Initiative sehe keine technischen Gründe gegen die Ausstellung. Sollte die Bahn an der Ablehnung festhalten, werde die Initiative die Bundesnetzagentur einschalten. Die Bundesbehörde könnte die Ausstellung auch ohne Einverständnis der Bahn genehmigen.

Noch gibt es dazu laut Manow aber keinen Grund, da die Bahn den Antrag der Initiative formal noch nicht abgelehnt habe. Dazu bedarf es einer schriftlichen Mitteilung. Die Bahn wiederum bestreitet, dass überhaupt ein entsprechender Antrag dazu vorliege.

Zwischen Organisator und Bahn gibt es immer wieder Streit. Schon in anderen Städten gab es Differenzen um die Nutzung von Bahnhöfen. Und auch ums Geld wird gestritten. Die Kosten für den Zug der Erinnerung belaufen sich auf rund 100 000 Euro. Die Bahn will diese trotz politischer Forderungen nicht übernehmen – die Ausstellung wird allein durch Spenden finanziert. Der Sprecher der Berliner Initiative, Dirk Stegemann, findet dazu harte Worte. „Die Bahn will offensichtlich ein weiteres Mal an den früheren Deportationen verdienen – diesmal am Gedenken an die damaligen Opfer und Täter.“ pjh

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