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Berlin: Strittmatter und der Mittelpunkt Deutschlands

Das Museum im Schloss Spremberg hält die Erinnerung an den Autor der Romantrilogie „Der Laden“ wach

Hundert Kilometer südlich Berlins beginnt die Zweisprachigkeit auf Orts-, Bahnhofs- und Behördenschildern. „Spremberg / Grodk“, heißt es beispielsweise in der selbst ernannten „Perle der Niederlausitz“. Literaturkenner merken bei dieser Wortkombination möglicherweise auf und erinnern sich an Erwin Strittmatters bekanntestes Werk, die Romantrilogie „Der Laden“. Darin lieferte der Dichter eine einfache Erklärung:

„Grodk liegt im Tale, sagen die Sorben. Spremberg liegt am Berge, sagen die Deutschen. Spree am Berg gleich Spremberg. Grodk gleich Stadt, sagen die Sorben, wir sein länger hier wie die Deitschen.“

Heute ist die sorbische Sprache im Brandenburger Teil der Lausitz zwar fast nicht mehr zu hören, aber zumindest im Schloss Spremberg aus dem 13. Jahrhundert findet der Besucher alle Informationen über diese slawische Minderheit. Seit 1997 ist in diesem Gebäude mit einem mächtigen Turm das Heimatmuseum untergebracht. Zuvor hatte es fast 260 Jahre als Verwaltungssitz gedient. Im Jahre 1738 waren Stadt und Schloss mit der Markgrafenschaft Niederlausitz an das Kurfürstentum Sachsen gefallen. In jenem Jahr verstarb der letzte männliche Nachkomme des Herzogtums Sachsen-Merseburg. Daraufhin bauten die Sachsen alle Räume zu Amtsstuben um – und die Preußen behielten dies bei, als sie nach dem Wiener Kongress ab 1815 in Spremberg regierten. Das Schloss beherbergte auch zu DDR-Zeiten Behörden.

Dank Erwin Strittmatter weht heute durch die alten Räume noch ein besonderer Schlossgeist. In der Stadt wurde er geboren, hier besuchte er das Gymnasium. Nur ein Katzensprung lag der Laden seiner Eltern in Bohsdorf entfernt, den er literarisch verewigte. Heute ist dort eine kleine Erinnerungsstätte. Sowohl Spremberg als auch Bohsdorf profitieren von der Romanverfilmung. So mancher Fernsehzuschauer will einfach die Originalschauplätze der Lebensgeschichte des 1994 in der Uckermark verstorbenen Dichters kennen lernen.

Doch Schlossbesucher stoßen noch auf eine weitere Besonderheit Sprembergs. In der Stadt befand sich einst der Mittelpunkt Deutschlands. Angesichts der Randlage der Stadt weit im Osten unseres Landes muss das schon lange her sein. Tatsächlich war Spremberg zwischen 1871 und 1918 der geografische Mittelpunkt des Deutschen Reiches. Daran erinnern ein Gedenkstein und das Museum im Schloss. Ste.

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