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Studie der Gesellschaft für Luftverkehrsforschung: Schönefeld zu klein für Firmenjets

Der neue Großflughafen in Schönefeld ist ungenügend für Geschäftsflieger ausgelegt. Laut einer Studie drohen Engpässe schon wenige Jahre nach der Eröffnung 2012.

Das ist das Fazit einer neuen Studie, die die Dresdener Gesellschaft für Luftverkehrsforschung im Auftrag des Potsdamer Verkehrsministeriums erstellt hat. Um für die Wirtschaft wichtige Geschäftsflüge nicht aus der Region zu verdrängen, empfehlen die Experten zügige Konsequenzen am Schönefelder Airport sowie die „Ertüchtigung“ eines Regionalflugplatzes. Und zwar entweder in Strausberg oder in Schönhagen. Beide Plätze müssten dann allerdings für wetterunabhängigen Betrieb mit Präzisions-Instrumentenanflug-Systemen ausgerüstet werden.

Mit der Studie wollte das Verkehrsministerium herausfinden, wie sich der Schönefelder Single-Airport (BER) auf die sogenannte „Allgemeine Luftfahrt“ auswirkt, zu der auch Geschäftsflüge mit mittleren und schweren Maschinen bis zu 14 Tonnen gehören, etwa von Firmenchefs oder Popstars. Nach dem Gutachten reichen in der Region zwar die Kapazitäten bis 2025 aus, es wird deshalb kein Neubau eines Regionalflughafens als notwendig angesehen. Speziell für Firmenjets kann es aber eng werden.

„Für die Zukunft werden Kapazitätsengpässe ... auf den Start-/Landebahnen bereits in den nächsten Jahren während der Verkehrsspitzen erwartet“, heißt es. Neben den Linienflügen müsste Schönefeld zwischen 9 und 10 Uhr noch 50 bis 70 Geschäftsflüge bewältigen. Denn das Gutachten geht von „überdurchschnittlichem Wachstum“ bei Geschäftsflügen mit Maschinen von über 5,7 Tonnen aus. 2020 werden 13 000 bis 17 000 solcher Flüge erwartet, jetzt sind es 8000. Daher wird angemahnt, dass der Flughafen BER „geeignete Entwicklungsstrategien zur Sicherung der Geschäftsverkehrsnachfrage sowie der Luftfahrtunternehmen vorlegen“ soll, und das „zeitnah“.

Zum anderen wird empfohlen, einen nahe gelegenen Flugplatz „adäquat“ für Geschäftsflüge auszurüsten, um „dem Bedarf dieses politisch wichtigen und auch wirtschaftlich für die Region bedeutsamen Verkehrssegments zu entsprechen.“ Dies sei erforderlich, „um bis 2025 bedarfs- und hauptstadtgerecht aufgestellt zu sein.“ Geeignet seien die Flugplätze Schönhagen und Strausberg, die jedoch für wetterunabhängigen Betrieb ausgerüstet werden müssen. Bisher ist Instrumentenanflug außer in Schönefeld nur am 90 Autominuten entfernten Verkehrslandeplatz Cottbus-Drewitz möglich. In Schönhagen allerdings gibt es bereits Bürgerproteste gegen den Ausbau.

Mit dem Gutachten werden Bedenken der Industrie- und Handelskammern Berlin und Potsdam bestätigt, die schon nach der Schließung von Tempelhof ein Konzept für den Business-Verkehr in Schönefeld angemahnt hatten, aus Sorge vor nicht ausreichenden Kapazitäten. Senat und Flughafengesellschaft hatten dies abgetan. Auch im Potsdamer Verkehrsministerium hat man offenbar Sorge, dass die Flughafengesellschaft das Problem unterschätzt. Flughafensprecher Ralf Kunkel wies dagegen Befürchtungen zurück, Geschäftsflüge zu verdrängen. Man kenne das Gutachten noch nicht, könne Engpässe aber nicht nachvollziehen. „„Wir wollen die Business Aviation hier, wir werden sie gut bedienen“.

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