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Berlin: Stürmischer Sommer

Das Unwetter verursachte viele Sachschäden. Zum Glück wurden nur wenige Menschen verletzt. Trotzdem warnen Experten vor Leichtsinn

Von Sandra Dassler

Auch knapp 24 Stunden nach dem Sturm herrschte bei der Berliner Feuerwehr noch der Ausnahmezustand. Zwar waren die Einsatzkräfte schon 1120 Mal ausgerückt, um Schäden zu beseitigen, aber gestern Nachmittag standen immer noch 53 Einsätze aus. „Wir richten uns nach der Dringlichkeit“, sagte ein Sprecher: „Manchmal werden die Arbeiten auch durch unvorhergesehene Ereignisse behindert. Wer rechnet schon damit, beim Sichern von Bäumen in der Havelchaussee eine Handgranate zu finden?“

Insgesamt wurden Polizei und Feuerwehr zu mehr als 2000 Einsätzen gerufen. Es war wohl eher dem Zufall geschuldet, dass es in Berlin keine Toten gab. Glück im Unglück hatten zum Beispiel vier fröhliche Zecher in Tiergarten. Die Parkbank, auf der sie es sich gemütlich gemacht hatten, wurde von einem umstürzenden Baum getroffen. Zwar musste sich einer der Männer einer Notoperation unterziehen, Lebensgefahr bestand für ihn jedoch nicht.

Ein Autofahrer trug Schnittverletzungen davon, als Dachteile seine Windschutzscheibe zerstörten. Weitere fünf Menschen kamen durch entwurzelte Bäume zu Schaden. „Wir müssen die Bevölkerung besser für die Gefährdung durch Bäume sensibilisieren“, meint Lutz Wittich, Referatsleiter im Landesforstamt Berlin: „Früher gab es solche Stürme nur im Frühjahr oder im Herbst. Diese plötzlich einsetzenden Sommergewitter können nicht nur im Wald, sondern auch in den Parkanlagen sehr gefährlich sein. Hier fühlen sich offenbar aber viele Menschen sicher.“ Der Chef der Berliner Feuerwehr, Albrecht Broemme, formuliert es noch drastischer: „Wer sich bei einer Sturmwarnung auf die Straße begibt, ob zu Fuß oder im Auto, der handelt leichtsinnig.“

Der Sommersturm vom Montag hat nach ersten Schätzungen Hunderte von Bäumen gefällt. Sie behinderten stundenlang den Verkehr auf Straßen und Gleisen. Das Prinzenbad blieb ebenso gesperrt wie das Kinderbecken und die Liegewiese im Olympiastadion, die Liegewiese im Kombibad Spandau-Süd und der Spielplatz im Strandbad Wannsee. Im Schlosspark Charlottenburg stürzten 25 große Bäume und viele Blumenkübel um. Mehr als 40 große Baumkronen wurden beschädigt. Der Park konnte erst gestern Nachmittag wieder besucht werden.

Um die uralten Bäume auf der Pfaueninsel trauert Gartenbaumeisterin Daniela Kuhnert: „Diese Unwetter war viel schlimmer als der Sturm im letzten Jahr. Hier wurden vor allem viele Ahornbäume entwurzelt, aber auch Buchen und Eichen. Manche sind um die 200 Jahre alt. Es ist schon traurig, wenn man sie plötzlich wie zerknickte Streichhölzer am Boden liegen sieht.“ Die Aufräumarbeiten werden mindestens bis zum Freitag dauern – so lange bleibt die Pfaueninsel für Besucher geschlossen.

Während sich viele über die immer häufiger auftretenden Sommerstürme wundern, hält der Leiter der Fachrichtung „Dynamik der Atmosphäre“ am Berliner Institut für Meteorologie, Ulrich Cubasch, diese Erscheinungen für völlig normal: „Nach mehreren Wochen Sonne und Hitze kommt es nun mal zu solchen Gewittern. Mit Klimaveränderungen hat das nichts zu tun.“

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