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Berlin: Suche nach dem Paradies auf Erden

Für Rudolf Wrobel ist St. Aloysius „die schönste Kirche in ganz Berlin“.

Für Rudolf Wrobel ist St. Aloysius „die schönste Kirche in ganz Berlin“. Seit 31 Jahren ist er Pfarrer in der katholischen Kirchengemeinde im Weddinger Norden. Das Gemeindeleben ist rege, der Kindergottesdienst am Sonntag ziemlich voll, das Gotteshaus in ordentlichem Zustand. Das ist besonders wichtig, denn St. Aloysius stammt aus den gefährdeten Jahrgängen. Besonders die Kirchen aus der Zeit des Wiederaufbaus, bei denen oft aufwendige Betonsanierungen anstehen, sind von Schließung, Umwidmung oder gar Abriss bedroht. Die Kirche in der Schwyzer Straße wurde am 22. April 1956 geweiht.

Eine Menge Kinder sind beim Gottesdienst, aber auch ältere Leute. Hier feiert die Gemeinde gemeinsam. Damit es nicht zu komplex wird, fallen die Lesungen aus: Rudolf Wrobel muss in seiner Predigt kindgerecht bleiben und darf die Erwachsenen nicht langweilen. Die Kritik an den Schriftgelehrten, die im Bibeltext (Matthäus 23,1-12) im Vordergrund steht, deutet er als einen Aufruf zur Skepsis gegenüber allen Autoritäten und selbst ernannten Heilsbringern. „Wenn wir alle gleich sind, Brüder und Schwestern, dann ist das das Paradies auf Erden“, sagt er. Und weil Gemeinschaft so wichtig ist, dürfen die Kinder nach vorn kommen und rund um den Altar stehen, wenn Wein und Brot gewandelt werden. Für die Kleinen gibt es ein Podest, damit sie über die Kante der dicken Altarplatte sehen können. Ob sie etwas damit anfangen können? „Es ist ein Geheimnis, das kein Mensch richtig versteht“, sagt Wrobel, bevor er die Kommunion austeilt. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Und alle gemeinsam beten sie auch mit den Händen. Zum Vaterunser gibt es eine eigene Gebärdensprache. Beim „Hosanna in der Höhe“ winken große und kleine Hände zum Himmel. Durch das große runde Fenster in der Decke scheint just in diesem Moment die Herbstsonne.

Jörg-Peter Rau

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