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Berlin: Supermarkt-Überfall: Auf den Arm gezielt, in Brust und Rücken getroffen

Er zielte auf den Arm, traf aber in Brust und Rücken: Die tödlichen Schüsse, die ein Beamter eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) am 29. Januar am Anton-Saefkow-Platz in Lichtenberg auf den 22-jährigen Mike L.

Er zielte auf den Arm, traf aber in Brust und Rücken: Die tödlichen Schüsse, die ein Beamter eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) am 29. Januar am Anton-Saefkow-Platz in Lichtenberg auf den 22-jährigen Mike L. abfeuerte, waren Fehlschüsse. Insgesamt dreimal verfehlte der Beamte sein Ziel - den Arm des Mannes, der mit zwei Komplizen einen Extra-Supermarkt überfiel, dort aber von der Polizei erwartet wurde. Die Beamten hatten zuvor Wind von dem geplanten Raubüberfall bekommen.

Der Beamte schoss, als der Räuber mit gezogener Waffe, die er aber nicht im Anschlag hatte, auf einen anderen Beamten zulief: Er habe in Nothilfe gehandelt, sagte der SEK-Beamte aus. Dass es sich bei der Waffe des Täters um einen Gasrevolver handelte, konnten die Beamten der täuschend echt nachgebildeten Waffe nicht ansehen. Eine der drei Kugeln des Beamten verfehlte den Räuber und traf eine Fensterscheibe, die beiden anderen Projektile trafen Mike L. in Brust und Rücken und drangen in die Leber.

Nach den tödlichen Schüssen ermittelte eine Mordkommission im Auftrag der Staatsanwaltschaft, wie in solchen Fällen üblich, gegen den Schützen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Der Beamte ist seither krank geschrieben und soll von einem Polizeipsychologen betreut worden sein. Innerhalb des Landeskriminalamtes herrscht die Meinung, dass es sich in diesem Fall "eindeutig um Nothilfe" gehandelt habe, mit der einem in Bedrängnis befindlichen Polizisten geholfen wurde. Ob sich der Staatsanwalt dieser Wertung anschließen wird, ist derzeit noch nicht geklärt.

Innerhalb des SEK gilt der Schütze als ruhig und besonnen. Er ist bereits seit mehreren Jahren in dieser Spezialeinheit, die gegen bewaffnete und gefährliche Täter eingesetzt wird, aber auch zur Terroristenbekämpfung. Es ist das erste Mal seit der Gründung dieser Einheit, dass einer der Beamten während eines Einsatzes schoss. Bisher war das SEK immer stolz darauf, auch bei der Festnahme von bewaffneten Terroristen in den 70er Jahren keinen Schuss abgefeuert zu haben. Innerhalb des SEK wird nach Darstellung von Insidern der Gebrauch der Schusswaffe durch den Beamten als "nicht abwendbar" angesehen.

Die Polizei hatte von dem geplanten Raubüberfall auf den Extra-Markt erfahren, weil sie das Telefon von Mike L. abgehört hatte. Ursprünglich bestand offenbar der Verdacht der Brandstiftung gegen den Mann. Nach der Festnahme der Komplizen des erschossenen Mike L. stellte sich heraus, dass das Trio vermutlich mindestens vier Supermärkte und zwei Tankstellen überfallen hatte.

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