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Berlin: Tausende feiern – Hunderte randalieren

Nach einem friedlichen Fest zum 1. Mai gab es in Kreuzberg am Abend Krawall. Die Polizei griff durch – wie zuvor schon in Lichtenberg

Erst feierten Tausende friedlich in Kreuzberg das „Myfest“, am Abend kam es dann doch noch zu Krawallen. Das massive Aufgebot der Polizei konnte auch Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Demonstranten in Lichtenberg und Friedrichshain am Nachmittag nicht verhindern. Bei den kurzen, aber heftigen Krawallen rund um die Oranienstraße setzte die Polizei Tränengas ein. Das vom Bezirksamt und Anwohner organisierte „Myfest“ mit LiveMusik und Showeinlagen musste abgebrochen werden. Insgesamt aber verlief bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe der „Tag der Arbeit“ ruhiger als in den Jahren zuvor. Polizei und Innenverwaltung hatten im Vorfeld angekündigt, gegen Straftäter in aller Härte vorzugehen. Auch die Walpurgisfeiern im Mauerpark in Prenzlauer Berg in der Nacht zu Sonnabend verliefen ruhiger. Die Polizei nahm im Verlauf der Nacht zu Sonnabend 83 Personen fest, 13 wurden in Gewahrsam genommen. Die vorläufige Bilanz des 1. Mai liest sich so:

11.30 Uhr, Strausberger Platz: Die von der PDS angemeldete Demo gegen den Aufmarsch von Neonazis in Lichtenberg startet. Die Polizei zählt rund 800 Teilnehmer.

12 Uhr, Bahnhof Lichtenberg: Rund 2300 Anhänger der NPD starteten mit ihrem Marsch in Richtung Frankfurter Allee.

12.30 Uhr, Boxhagener Platz: Die Polizei stoppt die linke Gegendemo, nachdem die Teilnehmer von der genehmigten Route abweichen wollten. Einige Autonome versuchen, bis zur Frankfurter Allee durchzukommen, um dort auf die Neonazis zu treffen.

13.45 Uhr, Frankfurter Allee: Wasserwerfer sind im Einsatz, ein Auto geht in Flammen auf, andere werden beschädigt.

15.30 Uhr, Lichtenberger Brücke: Einige Linke schaffen es, auf die Brücke zu kommen, von der sie Tomaten und Flaschen auf die rechten Marschierer werfen.

16.30 Uhr, Frankfurter Allee: Rund 150 Linke werden von einem starken Polizeiaufgebot bei einer Aral-Tankstelle eingekesselt.

17 Uhr, Leipziger Platz: Die so genannte „Revolutionäre 1.Mai-Demo“ startet mit dem Zielpunkt Kottbusser Tor in Kreuzberg. Etwa 2300 Teilnehmer sind anfangs dabei.

17.05 Uhr, Ring-Center, Frankfurter Allee: Die Situation zwischen Rechten und Linken, die sich bis auf wenige hundert Meter genähert haben, spitzt sich zu. Rauch steigt aus angezündeten Müllcontainern auf.

18 Uhr, Bahnhof Lichtenberg: Die Neonazis ziehen sich zurück, nachdem die Polizei den Aufzug abgebrochen hat. Bilanz des Einsatzes: 72 Festnahmen, 18 Platzverweise und 58 verletzte Polizisten. Polizeipräsident Dieter Glietsch lobt: „Gelassener und ruhiger kann man es nicht machen.“ Auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ist („große Gelassenheit und Professionalität“) sehr zufrieden.

18.40 Uhr, Bahnhof Lichtenberg: Die NPD-Anhänger steigen in die S-Bahnen. Ihre Demo ist beendet.

19.05 Uhr, Frankfurter Allee: Die Polizei beginnt, die Eingekesselten laufen zu lassen.

19.35 Uhr, Kottbusser Tor: Auch die „Revolutionäre 1.Mai-Demo“ ist an ihrem Zielpunkt friedlich zu Ende gegangen. Die Polizei riegelt den Platz ab, lässt die Teilnehmer nur in kleinen Gruppen auf das „Myfest“ in der Oranienstraße. Vorsorglich hatte die BVG den Betrieb auf der U-Bahn-Linie 1/15 eingestellt.

20.10 Uhr, Oranienstraße: Tausende feiern friedlich das Straßenfest.

20.30 Uhr, Adalbertstraße: Ein Block teils Vermummter läuft durch die Straße: „Gleich gibt’s Randale!“ Der organisierte Aufmarsch entrollt ein Transparent: „Alle Macht den Räten, brecht dem System die Gräten.“

20.45 Uhr, Heinrichplatz: Der Krawall beginnt. In der Mariannenstraße treffen die gut organisierten Vermummten zusammen, binnen Minuten sind es rund 300. Der Heinrichplatz ist übersät mit Steinen, Feuerwerkskörper fliegen, das Autohaus an der Ecke Skalitzer Straße ist Zielscheibe. Die Polizei gerät in die Defensive, weil viele Beamte noch ohne Schutzhelme und -schilde unterwegs sind.

20.57 Uhr, Mariannenstraße: Die Polizei greift hart durch, setzt Tränengas ein und nimmt Gewalttäter fest.

21.01 Uhr, Heinrichplatz: Eine Frau steht mit einer Regenbogenfahne und der Aufschrift „Pace“ („Frieden“) zwischen Polizei und dem Steine werfenden schwarzen Block.

21.04 Uhr, Ecke Oranienstraße: Eine kleine Gruppe Anwohner ruft den Steinewerfern entgegen: „Haut ab, das ist unser Kreuzberg!“ Steine fliegen auch auf Anwohner, Scheiben von Wohnhäusern und Verkaufsstände des Straßenfests gehen zu Bruch.

21.35 Uhr, Heinrichplatz: Relative Ruhe ist wieder eingekehrt. Das „Myfest“, nach Polizeiangaben bis 1 Uhr angemeldet, ist trotzdem abgebrochen.

22.50 Uhr, Mariannenplatz: Zu den vereinzelt randalierenden Gruppen kommen arabisch- und türkischstämmige Jugendliche hinzu und machen mit.

23.40 Uhr, Naunynstraße: Die Polizei ist wieder massiv am Ort, nimmt vereinzelt Steinewerfer fest. Die Lage ist angespannt und unübersichtlich. Die Beamten richten sich auf eine lange Nacht ein.fan, Ha, weso, oew

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