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Berlin: Tempelhof: Barenboim: Flughafen soll Konzerthalle werden

Die Größe stimmt, der Ort ist zentral gelegen, und die Akustik gilt als hervorragend. Da liegt durchaus nahe, was der Stardirigent Daniel Barenboim jetzt anregt: Aus der Abfertigungshalle des Flughafens Tempelhof soll ein Konzertsaal werden.

Die Größe stimmt, der Ort ist zentral gelegen, und die Akustik gilt als hervorragend. Da liegt durchaus nahe, was der Stardirigent Daniel Barenboim jetzt anregt: Aus der Abfertigungshalle des Flughafens Tempelhof soll ein Konzertsaal werden. "Ich träume seit langem davon, dass Tempelhof der zweite große Berliner Konzertsaal werden könnte", sagte Barenboim im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Dort, wo heute noch Fluggäste aus aller Welt ankommen oder einchecken, könnten in einigen Jahren Orchester proben und klassische Konzerte stattfinden, sagt Barenboim. Nach jetzigem Stand soll Tempelhof für den regulären Flugverkehr geschlossen werden, sobald die Ausbaugenehmigung für Schönefeld rechtskräftig ist. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen will ihn inzwischen jedoch bis zur Inbetriebnahme des neuen Großflughafens Schönefeld offen lassen. Derzeit ist das für 2007/2008 vorgesehen. Dann stünde das Tempelhofer Abfertigungsgebäude tatsächlich zur Disposition. Barenboim: "Das wäre eine perfekte Konzerthalle."

Der Dirigent, seit 1992 künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Deutschen Staatsoper Unter den Linden, hat "darüber schon mal mit Herrn Diepgen gesprochen, aber die Idee danach nicht weiter verfolgt". Jetzt macht er einen neuen Vorstoß und appelliert an den Senat, seine Idee zu unterstützen: "Es wäre wunderbar, auf diese Weise einen weiteren Konzertsaal für die Stadt zu bekommen - und gleichzeitig etwas für die Kultur in Tempelhof zu tun."

Aber braucht die Stadt überhaupt einen weiteren Konzertsaal? "Zumindest benötigen alle Opernhäuser mehr Probebühnen", sagt Barenboim. Und das Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Mitte sei "zwar ein sehr schöner Saal - aber für einen Teil der musikalischen Literatur von der Akustik her sehr schwierig." Das ließe sich nach Ansicht Barenboims auch durch Umbauten kaum beheben: "Ich bezweifle, dass man den Saal verbessern kann."

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Bei den zuständigen Senatsverwaltungen stößt Barenboims Vorstoß auf freundliches Interesse. "Eine originelle Idee, über die man ernsthaft nachdenken sollte", sagt die Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), Petra Reetz. Sie regt an, dass ein Musikakustiker untersuchen sollte, ob der vielgelobte Klang in der Halle wirklich auch noch gut genug ist, wenn der jetzt leere Raum voller Stühle und Konzertbesucher ist. Wenn dem so sei, könne sie sich eine Konzerthalle Tempelhof "sehr gut vorstellen". Allerdings sei zu beachten, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht und größere Umbauten nicht zulässig sind.

Vorsichtige Zustimmung zu Barenboims Vorstoß auch in der Kulturverwaltung. "Das ist eine Idee, die man mal prüfen sollte", sagt die Sprecherin von Kultursenator Christoph Stölzl (parteilos), Annette Walz. Zwar sei sie skeptisch, ob es für eine weitere Konzerthalle überhaupt Bedarf gebe. "Andererseits sind Ausweich-Orte schon nötig, wenn zum Beispiel die Staatsoper mal renoviert wird." Da sei es durchaus eine gute Idee, die Tempelhofer Halle daraufhin zu überprüfen, "ob ein Spielbetrieb dort möglich wäre".

Im Hause von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) begrüßt man den Barenboim-Vorschlag als "nette Idee", hält sich ansonsten aber reserviert. Branoner favorisiert bisher - wie auch der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen - eine Nutzung von Tempelhof als Gewerbe- und Technologiezentrum mit einem Bedarfsflughafen für Geschäftsflüge. Für deren Abfertigung benötige man allerdings die bisherige Abfertigungshalle nicht unbedingt, heißt es aus Branoners Verwaltung. Dafür könne an anderer Stelle des Airports das "General Aviation Terminal" (GAT) für Geschäftsflieger ausgebaut werden.

"Warum verbindet man nicht einfach einen Gewerbepark mit einer Konzerthalle?", schlägt Bauverwaltungs-Sprecherin Reetz vor. "So könnten wir an die traditionelle Berliner Mischung anknüpfen: Tagsüber wird gearbeitet, und am Abend vergnügt man sich direkt nebenan im Konzert."

Für den Airport wäre die kulturelle Nutzung keine Premiere. "Zu besonderen Anlässen wie dem fünfzigsten Jahrestag der Luftbrücke 1999 gab es bei uns öfter mal Konzerte", sagt ein Sprecher des Flughafen-Betreibers BBF. "Da war die Akustik wirklich sehr gut." Noch heute schwärmen Flughafen-Mitarbeiter vom spontanen Konzert eines Gospelchors, der sich mit Gesang in der Abfertigungshalle die Wartezeit auf den Flug verkürzte. Jetzt ist der Bund gefragt, der gemeinsam mit dem Land Berlin Eigentümer der meisten Gebäude des Flughafens ist.

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