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Tempelhof: Breites Bündnis gegen schmales Budget

Gegner des Flugbetriebes in Tempelhof starten ihre Kampagne. Die Freunde des Flughafens Tempelhof stecken offenbar in finanziellen Schwierigkeiten.

Nachdem die Kampagne zur Unterschriftensammlung im Wesentlichen von einem bislang anonymen Großspender finanziert wurde, kann die „Interessengemeinschaft City Airport Tempelhof“ (Icat) vorerst nicht auf die bevorstehende Kampagne der Schließungsbefürworter reagieren. „Wir sind mit unserer finanziellen Planung noch nicht ganz durch“, hieß es gestern bei der Icat. „Wir müssen noch mit Sponsoren sprechen.“ Auch ein sogenanntes Fundraising-Dinner zum Spendensammeln komme infrage. Ob der reiche Unbekannte noch einmal eine fünf- oder sechsstellige Summe in die Kampagne investiert, ist ungewiss.

Die Icat steht unter Zugzwang, umso mehr, als gestern die vereinten Gegner des Flugbetriebes ihre Kampagne präsentiert haben: Mit zunächst 40 000 Plakaten und drei verschiedenen Motiven sollen die Berliner überzeugt werden, bei dem Volksentscheid am 27. April mit Nein zu stimmen. Die „Frage“ dabei lautet nach Auskunft von Innensenator Ehrhart Körting (SPD): „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen!“ Die Formulierung entspreche der Vorgabe der Initiatoren.

Das Bündnis, das ab sofort für die Schließung wirbt, reicht von SPD, Linken und Grünen über mehrere Umweltverbände bis zur Arbeiterwohlfahrt. Die gestern präsentierten Plakate würden hauptsächlich von den Parteien finanziert, für 1,70 Euro pro Stück gedruckt und von ehrenamtlichen Helfern überall in der Stadt aufgehängt, hieß es. Ein Motiv zeigt eine ältere Frau mit dem Slogan: „Ick fliege uff Berlin. Aba nich’ von Tempelhof.“ Auf dem zweiten verkündet ein Bauarbeiter: „Ick zahl doch nicht für’n VIP-Flughafen“, und auf dem Dritten hält eine Mutter ihr Baby und sagt: „Flughafen für Superreiche? Wir lassen uns nicht auf den Arm nehmen!“

Die von den Tempelhof-Gegnern oft genannten Argumente, dass das Gelände nach der Schließung allen zur Verfügung stünde und ein neues Stadtquartier wüchse, werden nicht thematisiert. Tilmann Heuser, Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND, will die positiven Aspekte über weitere Aktionen der Beteiligten vermitteln. Dabei „setzen wir ganz massiv auf ehrenamtliches Engagement“.

Die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Barbara Loth sagte zur künftigen Nutzung: „Wir freuen uns über das Interesse von Studio Babelsberg.“ Sie stellte verschiedene Aktivitäten der Kreisverbände in Aussicht. Linken-Landeschef Klaus Lederer kündigte „eigene Materialien“ an und sagte: „Wir werden viele Stände machen.“ So wolle man für die Menschen auf der Straße ansprechbar sein. Bei Führungen durch den Gebäudekomplex solle gezeigt werden, wie groß der Leerstand selbst bei laufendem Flugbetrieb sei. Die Grünen wollen nach Auskunft ihrer Landeschefin Irmgard Franke- Dressler vor allem Gesundheits- und Naturschutz thematisieren, und der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland plant eine Diskussion zur Verkehrserschließung des Gebietes.

Der stellvertretende Icat-Chef Ulrich Kirschbaum bezeichnete die Kampagne der Tempelhof-Gegner als „ausgemachten Unsinn“ und kündigte an, mit Fakten zu kontern. Zugleich stellte er klar, dass Tempelhof als bloßer Geschäftsflughafen „mit 20 bis 30 Maschinen am Tag“ unrentabel wäre. „Nur ein Verkehrsflughafen kann sich halten.“ Hier liegt ein Kernargument der Tempelhof-Gegner: Ihrer Ansicht nach würde der Weiterbetrieb den Großflughafen BBI juristisch gefährden.

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