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Tempelhofer Feld: "Solange wir reden, ist alles gut"

Der Niederländer Eelco Hooftman will das Tempelhofer Feld neu gestalten. Die Kritik der Parknutzer nimmt er sportlich.

Eelco Hooftman ist ein Mann mit Visionen. Der Entwurf des Niederländers gewann die Ausschreibung zur Gestaltung des Tempelhofer Feldes. Bei einer Bürgerinformation der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Montagabend drohte seine Vision an den vielfältigen Bedürfnissen der Anwohner zu zerschellen. Entmutigt hat ihn das nicht. Er wirbt um Vertrauen: „Menschen haben immer Angst vor dem Neuen. Aber wir schaffen das, Berlin schafft es, dass es gut wird!“

Die Fronten im Kampf um die Zukunft des Tempelhofer Feldes sind längst abgesteckt. Hooftman und seine Kollegen des Planungsbüros Gross.max haben im vergangenen Jahr viel dazu lernen müssen. Über die Geschichte des Feldes und wie eng sie mit den Menschen verbunden ist. Über Menschen, die nur dank der Luftbrücke nach Tempelhof überlebt haben und solche, deren Angehörige sich als Zwangsarbeiter in den lange zerstörten Baracken zu Tode arbeiteten. Über Umweltschützer, die das Feld gern zu einer Solaranlage umbauen würden und über die Sportler, die es kurz nach der Öffnung zu Tausenden erobert hatten und nicht wieder aufgeben wollen. Sie alle eint die Skepsis gegenüber jeder Veränderung. Denn noch funktioniert das fragile Gleichgewicht der verschiedenen Interessen. Gut 50 000 Menschen täglich finden das Feld genau so attraktiv, wie es jetzt ist. „Ich hab das verstanden und wir müssen das sehr ernst nehmen“, sagt Hooftman. Die Chance, den größten öffentlichen Park Europas zu gestalten, dürfe man aber nicht verstreichen lassen. „In 100 Jahren sollen die Leute darauf zurückblicken, was wir geschafft haben.“

Läuft alles wie geplant, blicken sie dann auf eine gut 350 Hektar große und 61,5 Millionen Euro teure Grünfläche mit elliptisch verlaufenden Wegen und einigen Bäumen am Rand. Auf einen kleinen See, der im Winter als Eislaufbahn dienen soll, einen 60 Meter hohen Kletterturm auf dem eine Humboldtstatue thronen soll und einen Pavillon in der Mitte. „Überteuert und unnötig“, rufen die einen aufgebracht dazwischen. „Verlegenheitslösung!“, schreit es aus der anderen Ecke. Die Stimmung bei den rund 300 Bürgern, die zur Versammlung gekommen sind, ist aufgeheizt. Hooftman liebt diesen Streit. „Solange wir reden, ist alles gut.“ Die Passion, mit der sich die Berliner einbrächten, werde das Tempelhofer Feld im Prozess zu etwas Großartigem werden lassen. Und Zeit für Debatten ist noch genug. Denn die Anwohner sorgen sich vor allem um die Bebauung an den Rändern. Doch deren Zukunft ist alles andere gewiss. Noch gibt es weder einen Flächennutzungs-, geschweige denn einen Bebauungsplan, wie Manfred Kühne, der Abteilungsleiter für Städtebauprojekte, ein ums andere Mal versichert. Das Andenken an den historischen Flughafen zu sichern, Platz für Sport und Spiel zu lassen und gleichzeitig den klimatischen Nutzen zu erhalten, sei Sache der zukünftigen Planung. „Auch dabei setzen wir auf Bürgerbeteiligung“, verspricht Kühne und erntet zynische Zwischenrufe.

Hooftman lässt sich nicht irritieren. Er setzt weiter auf die Berliner – und bedauert, dass sich ein Teil von ihnen noch überhaupt nicht zu Wort gemeldet hat: „Kreuzberg und Neukölln macht doch das Multikulturelle aus. Diese Leute sehe ich hier nicht.“ In seiner Vision aber soll das Tempelhofer Feld werden, „wie die deutsche Nationalmannschaft“. Eine Einheit aus den verschiedensten Kulturen. „Und genauso erfolgreich!“

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