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Berlin: Tempodrom kurz vor dem Verkauf

Liquidrom-Betreiber gilt als Favorit für die Übernahme des Hauses. Opposition kritisiert Auswahl

Der Verkauf des Tempodroms steht offenbar kurz vor dem Abschluss. Medienberichten zufolge soll das Haus mit dem Zackendach an die LiquidromBetreiber Dieter Böhm und Marion Schneider verkauft werden. Die Opposition kritisiert das scharf. „Die unendliche Skandalgeschichte des Tempodroms geht in eine neue Runde“, sagte Oliver Schruoffeneger, Haushaltsexperte der Grünen. FDP-Fraktionschef Martin Lindner will die Verkaufspläne in der nächsten Hauptausschuss-Sitzung im Abgeordnetenhaus zum Thema machen.

Berichte, dass das Land den Liquidrom-Betreibern das Kulturhaus für drei Millionen Euro verkaufen wolle, wollte der Geschäftsführer der Stiftung Neues Tempodrom, Torsten Griess-Nega, weder bestätigen noch dementieren. Griess-Nega ist vom Senat beauftragt, die Kaufangebote zu prüfen. Auch Böhm war zu einer Stellungnahme nicht bereit. Bei der für den Tempodrom-Verkauf verantwortlichen Senatsverwaltung für Finanzen hieß es, die Stiftung habe einen Bericht über die Verkaufsbemühungen abgegeben und der werde nun geprüft.

Griess-Nega sagte dem Tagesspiegel, die Stiftung habe einen Bewerber ausgewählt. Die Verkaufsverträge würden bereits notariell geprüft. Jetzt liege die Entscheidung beim Senat. Laut Griess-Nega will der neue Investor die Pachtverträge mit dne Tempodrom-betreibern Irene Moessinger und Norbert Waehl fortsetzen. Allerdings sollen die Verträge noch überarbeitet werden.

Moessinger und Waehl waren als Vorstand der Stiftung Neues Tempodrom bis zum Oktober 2001 für den Bau des Kulturhauses verantwortlich. Für einen Kredit bei der Landesbank Berlin (LBB) in Höhe von 12,7 Millionen Euro hatten sie mit insgesamt 1,8 Millionen Euro gebürgt. Für einen Teil der Summe sollen sie nun aufkommen. „Bei einem Verkauf ist von den privaten Bürgen eine angemessene Beteiligung zu erwarten“, sagte Matthias Kolbeck, Sprecher der Senatsverwaltung für Finanzen. Für den LBB-Kredit bürgt auch das Land Berlin mit 80 Prozent. Um einen Investor für das verschuldete Tempodrom zu finden, hatte sich das Land Anfang 2004 bereit erklärt, im Falle eines Verkaufs, die Bürgschaft zu zahlen.

Die Oppostion sperrt sich jedoch gegen einen möglichen Verkauf an die Liquidrom-Betreiber. „Die erneute Plünderung des Landesvermögens zugunsten eines Badbetreibers stinkt zum Himmel“, sagte der grüne Haushaltsexperte Schruoffeneger. Denn allein der Bau des Liquidroms habe sieben Millionen Euro gekostet. Dass Badbetreiber Böhm nun das gesamte Haus für drei Millionen Euro bekommen solle, sei nicht plausibel. Bisher hat der Tempodrombau rund 33 Millionen Euro gekostet und wurde zu fast 100 Prozent aus öffentlichen Mitteln finanziert.

FDP-Fraktionschef Lindner will nun im Hauptausschus klären, ob die Pachtverträge Bestandteil der Ausschreibung für den Tempodrom-Verkauf waren. „Wenn von vornherein vorgesehen war, dass die bisherigen Pächter bleiben, hat das möglicherweise andere Investoren abgeschreckt“, sagte er. dro

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