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Tempolimit: Berlin bekommt neue 30er-Zonen

Ab November werden in Berlin schrittweise 16 neue Tempo-30-Zonen auf Hauptstraßen eingeführt. Der Grund sei die hohe Lärm- und Umweltbelastung, sagt Stadtentwicklungs- Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Berlin (31.08.2005, 16:48 Uhr) - Berliner Autofahrer müssen künftig öfter aufs Bremspedal treten. Von November an werden schrittweise 16 neue Tempo-30-Zonen auf Hauptstraßen eingeführt, sagte Stadtentwicklungs-Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Mittwoch. Grund für die Tempobegrenzung sind unter anderem die Lärmbelastung für die Anwohner, die hohe Luftverschmutzung in den Straßen und viele Unfälle. Bisher gilt lediglich auf 53 Kilometern des 1500 Kilometer langen Berliner Hauptstraßennetzes Tempo 30.

Die Senatsplanungen sind auf ganz unterschiedliche Reaktionen gestoßen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hielt der Senatorin vor, Berlin mit Tempo 30 wirtschaftlich «zur Schnecke zu machen». Das Nachsehen dieser Politik habe der Wirtschaftsstandort Berlin. Die Verwaltung setze nur auf «Verdrängung und Behinderung des innerstädtischen Verkehrs».

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) begrüßte dagegen die Senatspläne. Es müssten sogar noch weitere Straßen als 30-er-Zonen ausgewiesen werden. Die Verwaltung habe einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Für die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus sagte die verkehrspolitische Sprecherin Claudia Hämmerling, der Senat stelle sich mit nur 16 neuen Bereichen für Tempo 30 ein Armutszeugnis aus. Zukunftweisend wäre es, Tempo 30 zur Regel zu machen, Tempo 50 sollte die Ausnahme in wenig besiedelten Gegenden und Gewerbegebieten werden.

Zu den neuen Tempo-30-Zonen gehören unter anderem Abschnitte der Skalitzer Straße und der Oranienstraße in Kreuzberg, der Brunnenstraße und der Potsdamer Straße in Mitte, der Beusselstraße in Alt-Moabit oder der Wisbyer Straße in in Pankow. Das neue Tempolimit gilt Tag und Nacht insgesamt für rund 5 Kilometer Straßennetz und entlastet 4700 Anwohner. «Die meisten Bürgerbriefe, die ich bekomme, drehen sich um Tempo 30», sagte Junge-Reyer. Die Anwohner stark befahrener Straßen wünschten sich mehr Ruhe, besonders nachts.

Auf der Liste der Senatsverwaltung standen ursprünglich 123 Straßenabschnitte, die auf Tempo 30 geprüft wurden. Viele, darunter auch die Frankfurter Allee, wurden wieder verworfen. Die Planer befürchteten beispielsweise ein Ausweichen der Autofahrer auf Wohnstraßen.

Das neue System soll nun ein Jahr lang getestet werden. Zu den erhofften Effekten gehören auch eine geringe Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastung auf den Straßen. In allen 16 ausgewählten Abschnitten lagen die Lärm- und Luftverschmutzungsdaten weit über den zulässigen Grenzwerten. Auch die Unfälle häuften sich.

Für die Zukunft denkt die Senatorin über weitere temporeduzierte Zonen in den Nachtstunden nach. Bisher gelten auf rund 3800 Kilometern des 5300 Kilometer langen Berliner Straßennetzes 30 Stundenkilometer als Höchstgeschwindigkeit - zumeist in Nebenstraßen.

(tso)

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