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Berlin: Thekentanz: SO 36 in Kreuzberg

Der Sturm hat sich gelegt. Längst nicht mehr so viele Clubs öffnen und schließen in schneller Folge wie noch vor einigen Jahren, es ist ein bisschen ruhiger geworden um die Tanzflächen der Stadt.

Der Sturm hat sich gelegt. Längst nicht mehr so viele Clubs öffnen und schließen in schneller Folge wie noch vor einigen Jahren, es ist ein bisschen ruhiger geworden um die Tanzflächen der Stadt. Im Strudel der Ereignisse haben viele Clubs aufgeben müssen. Da gab es den Bunker in der Reinhardtstraße in Mitte oder das E-Werk, noch früher musste seinerzeit das Trash in der Oranienstraße dran glauben. Umso erstaunlicher also, wenn sich ein Laden länger als eine Trendphase hält. Das SO 36 ist so etwas wie ein Dinosaurier unter den Clubs.

Baulich nahezu unverändert hat die Halle nahe dem Heinrichplatz die zurückliegenden Jahre überlebt. Deshalb ist der Ballsaal nach wie vor dunkel wie eine Grotte, wie das in den 80ern so Mode war. Deshalb gibt es außerdem keine Klimaanlage, die an heißen Tagen und Nächten eine kühle Brise über die erhitzten Leiber der Tänzer blasen könnte. Deshalb ist es im SO 36 nicht so wichtig, auf die richtige Garderobe zu achten: jeder kommt, wie er mag.

Trotzdem hat der Punk-Rock-Schuppen von einst sich verändert. Heute gibt es viel Techno und House, insbesondere montags und mittwochs. Am Wochenende wechseln sich Konzerte und Partys ab. Regelmäßige Termine sind die Lesben-Party "Jane Bond" an jedem dritten Freitag im Monat, und "Gayhane" an jedem letzten Sonnabend im Monat, wo sich Lesben und Schwule mit Gästen aus südlichen Gefilden mischen. Der Sonntag dann gehört seit Jahren dem Dauerbrenner "Café Fatale", wo vorzugsweise Männer und Frauen untereinander und gelegentlich rempelig Standard tanzen. Auch am Wochenende ist das SO 36 Anlaufpunkt fürs homosexuelle Tanzvolk: Nach dem Christopher Street Day legen ab 21 Uhr D-Jane Ipek, Bürger P. und Wolle auf.

Trotz der bunten Mischung ist das SO 36 fest in der Hand des Kreuzberger Stammpublikums. Und das heißt: tanzen, politisch-korrekt. Das junge Volk unter 25 ist in der Minderheit, das Gros ist um die dreißig und darüber. Man ist selbstredend links, was aber nicht heißt, dass alle in Batik-T-Shirts und labberigen Jeans zum Tanzen und Trinken kommen. Zum Feiertag von Berlins Lesben und Schwulen am Sonnabend schlägt sich das SO 36 wieder auf die Seite der links-alternativen Gruppen, denen die Parade über den Kurfürstendamm zu kommerziell und zu unpolitisch ist.

Was das SO 36 so sympathisch macht, sind die moderaten Preise: Einlass ist weit günstiger als anderswo zu haben und das Flaschenbier kostet 4,50. Da kommen alle gerne wieder.

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