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Dragqueen Bambi Mercury macht Werbung für Tinder.

© Tagesspiegl

Tinder auf der Suche nach Liebe: Wie die Dating-App in Berlin für ihre Werbung wirbt

Der App-Anbieter lud zu einem Event auf das RAW-Gelände nach Berlin-Friedrichshain. Dabei ging es um Werbung für die neueste Tinder-Werbung.

Am Mittwochabend folgte eine bunt zusammengewürfelte Gruppe unterschiedlicher Journalisten der Einladung eines App-Anbieters und wusste nicht genau, warum. Der auf der Einladung angebende Treffpunkt waren Koordinaten, die zu einem scheinbar zufällig gewählten Ort, im Zentrum des Berliner RAW-Geländes in Friedrichshain, führten. Ziemlich bedröppelt standen die Eingeladenen herum, suchten irgendwelche Anhaltspunkte und warteten auf bessere Zeiten.

Dass man sich nicht in Datum, Uhrzeit und Ort geirrt hatte, wurde recht plötzlich klar: Die Dragqueen Bambi Mercury kam um die Ecke und sorgte, vor grauer Kulisse, mithilfe eines ausgefallenen Kopfschmucks für ein bisschen Aufmerksamkeit – ein überdimensionales, rotes Herz, in welchem dramatisch ein Pfeil steckte und von dessen Spitze ein dicker Bluttropfen baumelte.

Das Setting und die allgemeine Verwirrung führten dazu, dass Mercury zunächst als eine Art Ortsschild wahrgenommen wurde: „Ja, hier steht ihr richtig!“ Die aufwändige Kostümierung sollte wohl aber auch inhaltlich Auskunft geben, worum es bei der ganzen Geheimniskrämerei nun gehen wird. Um Liebe nämlich, oder um etwas, was gemeinhin als die effektive Suche nach der selbigen verstanden wird. Ja genau, hinter diesem Happening steckte tatsächlich die Dating-App Tinder. Sie wissen schon, das Ding, wo man mit dem Finger nach links oder nach rechts über den Handybildschirm wischend für gebrochene Herzen oder eben die große Romantik sorgen kann.

Tinder hat die Stadt mit bunter Werbung zugekleistert

Und wozu der ganze Aufriss? Das ist eine gute Frage – denn gemerkt hat wirklich niemand was, ganz nach dem Motto: Ich sehe was, was du nicht siehst. Tinder hat die Stadt mit bunter Werbung zugekleistert und keiner spricht darüber. Also macht Tinder jetzt Werbung für seine Werbung.

Das hätte das Unternehmen auch denkbar schneller und vor allem trockener über die Bühne bringen können. Eine kurze Mail mit dem Betreff: „Liebe Redaktionen, schaut mal aus dem Fenster, da hängt Werbung von uns, und jetzt schreibt bitte schön darüber, weil ‚Tindern‘ ist ja irgendwie immer noch ein Phänomen der Spezies Gen-XYZ... bla bla“. Dann hätte es aber passieren können, dass das journalistische Ergebnis ein bisschen kritisch wird.

Deswegen dachte sich Tinder wohl, sie locken die Journaille mit Rätseln und laden anschließend zum exklusiven – vielleicht hieß es auch intimen? – Tinder-Dinner. Der Rest lässt sich dann recht kurz zusammenfassen, denn der weitere Verlauf des Abends war so uniformativ wie die Werbung selbst. Im Wesentlichen wurde ganz laut gerufen: „Hallo uns gibt es, wir sind hier. Huhu, wir sind ganz praktisch und einfach. Hallo, hallo, wir sind sogar hip, immerhin ist unsere Zielgruppe nicht nur unter 25, sondern auch queer, bunt und trallala. Und ganz, ganz wichtig, wir sind NICHT die App für die schnelle Nummer“. Ja was denn nun?

Um dem ganzen noch ein bisschen Mehrwert zu geben, ein kleines Lob: Wenn man dann weiß, dass es die Werbung gibt, dann fällt sie sogar auf. Auf den Plakaten sind hauptsächlich junge Leute, in auffällige 70er Jahre Kostüme gehüllt. Der Cast, die Posen, die Umgebungen und alles zusammen wirkt dabei so künstlich, dass man denken könnte, eine KI hätte sich das ersonnen. Weil das aber irgendwie konsequent ist und die ganze Mühe irgendwie auch sympathisch, rufen wir uns ganz schnell in Erinnerung, dass es neben Tinder noch Bumble, Hinge, Grindr, Parship, die Kleinanzeigen und den selbstgemalten Aushang mit Abreißnummern gibt. (Tsp)

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