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Vor 25 Jahren. Am 2. Juni 1987 startete die Tour de France in Berlin – aus Anlass der 750-Jahr-Feiern der damals noch geteilten Stadt. Foto: dpa/Holschneider

© picture-alliance / dpa

Tour de France: Berlin bewirbt sich nicht um Etappe

Zu teuer, zu viel Doping: Berlin will sich nun doch nicht um den Auftakt der Tour de France bewerben.

Das bedeutendste Radrennen der Welt, die Tour de France, wird nicht durch Berlin rollen. Die Stadt bewirbt sich doch nicht um eine Auftaktetappe des Radspektakels. „Wir werden davon Abstand nehmen“, sagte Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) am Freitag dem Tagesspiegel. Statzkowski ist in der Senatsinnenverwaltung für Sport zuständig. Schuld an der Entscheidung seien vor allem die hohen Kosten von rund zehn Millionen Euro, die das Gesamtpaket der Tour de France wohl kosten würde. Die Summe hatte der Senat errechnet. „Verdammt viel Geld“, welches man zusätzlich hätte aufbringen müssen, sagte Statzkowski. Die Kassen der verschuldeten Hauptstadt sind bekanntlich leer.

Bestärkt wurde der Senat in der Absage auch durch die vielen Dopingskandale, die das Radrennen seit Jahren begleiten. Deswegen wollen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ab diesem Jahr die Tour nicht mehr live übertragen. „Was hilft uns das Rennen in der Stadt, wenn ARD und ZDF nicht darüber berichten“, sagte Statzkowski. Ohne Fernsehen bekommt die Welt allerdings kaum etwas von der Tour in Berlin mit, was wiederum für Stadt und Tourismus nicht förderlich seien dürfte.

Ein Ersatz für die Tour de France könnte eine Hallen-Weltmeisterschaft sein. Ein solches Event könnte man schon für 1,5 Millionen Euro veranstalten. „Wir überlegen, ob wir uns dafür bewerben“, sagte der Staatssekretär. Das Velodrom sei dafür bestens geeignet und so einzigartig in Deutschland. Statzkowski zeigte sich „hoffnungsvoll“, eine Hallen-Weltmeisterschaft mit Hilfe des Bunds Deutscher Radfahrer (BDR) in etwa sechs Jahren durchführen zu können. „Auch da kommen auswärtige Gäste, auch das ist gut für das Image Berlins“, sagte der CDU-Politiker.

Eine Hallen-WM würde sich auch mehr lohnen als die teure und von Dopingskandalen gebeutelte Tour de France. Niemand im Senat verfolge noch den Plan, die Tour de France durchzuführen. Ursprünglich wollte sich Berlin für den Tourauftakt, den Prolog, für das Jahr 2018 bewerben. Zuvor war auch von den Jahren 2016 oder 2017 die Rede. BDR-Präsident Rudolf Scharping hatte das Vorhaben unterstützt. Dass einzelne Etappen der Rundfahrt außerhalb Frankreichs stattfinden, ist nicht untypisch. Schon 1987 rollte das Spektakel zur 750-Jahrfeier durch Berlin, Start war am Brandenburger Tor. Zuvor waren die Radrennfahrer 1965 durch Köln und 1980 durch Frankfurt am Main gefahren.

„Die Tour nach 30 Jahren noch mal in Berlin, das wäre toll gewesen“, sagte Günter Polauke, Präsident des Berliner Radsport-Verbands. Dennoch habe man Verständnis und stehe zur Absage. In der Tourismusbranche bedauert man die Absage. Viele gehen aber davon aus, mit anderen Veranstaltungen auch weiter zahlreiche Gäste nach Berlin zu locken.

„Jedes Großereignis ist gut für die Stadt“, sagt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes. „Auch beim Marathon sind die meisten der rund 121 000 Hotelbetten ausverkauft.“ Auch Anja Seugling von der Tourismusagentur Visit Berlin sagt: „Aus unser Sicht begrüßen wir alle Großveranstaltungen gern in der Stadt.“ Berlin vermarkte sich aber schon jetzt erfolgreich als Sportstadt. Die Tour hätte zwar noch mehr internationale Aufmerksamkeit erzeugt, mit dem Marathon, den Weltmeisterschaften der Leichtathletik und des Frauenfußballs habe man aber in den vergangenen Jahren schon viele Gäste begeistern können.

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