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Besinnung.  Wolfgang und Roswitha Völz vor der Trauerfeier. Foto: Davids/Darmer

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Berlin: Trauerfeier für Curth Flatow in Dahlem

Es war eine eigentümlich schwerelose, bisweilen sogar heitere Trauerfeier. Was natürlich daran lag, dass der Verstorbene, der Bühnenautor Curth Flatow, selbst mit Pathos nie etwas anfangen konnte und für den Fall seines absehbaren Ablebens schon einiges ironisch-heiter zu Papier gebracht hatte.

Es war eine eigentümlich schwerelose, bisweilen sogar heitere Trauerfeier. Was natürlich daran lag, dass der Verstorbene, der Bühnenautor Curth Flatow, selbst mit Pathos nie etwas anfangen konnte und für den Fall seines absehbaren Ablebens schon einiges ironisch-heiter zu Papier gebracht hatte. Also fehlten am Dienstag in der Kapelle des Dahlemer Waldfriedhofs Orgelklänge und melodramatische Streicherklänge; stattdessen wurde die Feier illustriert von Berlin-Liedern, die Flatow selbst getextet hatte, optimistische Reime aus der Zeit vor und nach dem Mauerfall, zusammengehalten von schlagerhaftem Swing. Viele Kränze, natürlich auch vom Regierenden Bürgermeister, ein schlichter Sarg.

Zahlreiche Weggefährten Curth Flatows waren an diesem Vormittag erschienen – was Wolfgang Völz, einer von ihnen, mit dem wehmütig-sarkastischen Satz „Jetzt treffen wir uns bald nur noch zu Beerdigungen“ kommentierte. Brigitte Grothum, Edith Hancke, Klaus Sonnenschein, Otfried Laur, die Theater-Familie Wölffer, Ursula Heyer, Christine Schild waren gekommen, um zusammen mit der Familie des Verstorbenen zu gedenken.

Jürgen Wölffer, Seniorchef der Kudamm-Bühnen, sprach über den Trost – und wie Flatows Worte ihn gespendet hatten. „Er konnte auch den ernsten Worten jene Heiterkeit hinzufügen, die Trost bedeutete“, sagte er, „seine Werke stehen im Regal neben den von Curt Goetz und Erich Kästner.“ Mit Blick aufs alte West-Berlin sagte Wölffer, Flatow habe zu jenen gehört, „die bewirkt haben, dass wir stolz auf uns waren“. Flatows Verlegerin Krista Jussenhoven berichtete, sie habe dem Autor noch am Tag vor seinem Tod telefonisch vom großen Erfolg der Premiere seines Stücks „Kundendienst“ in Hamburg erzählt, und sie zitierte den Autor Tom Stoppard: „Das will ich auch! Eine erfolgreiche Premiere feiern, davon erfahren, dann glücklich einschlafen.“

Hervorgehoben wurde in der kurzen Predigt mehrfach auch, wie sehr Flatow Kraft aus seiner Familie geschöpft habe – sein vierjähriger Enkel Marlon sei „seine letzte große Liebe“ gewesen, hieß es. Flatow selbst hatte sich selbst schon in einem Text, der am Dienstag vorgetragen wurde, mit seinem Tod befasst: Die Trauerfeier sei gleichzeitig „Premiere und letzte Vorstellung, was ich meinen Stücken nicht wünsche“.

„Glücklich?“, fragte er, „ja, wie soll man denn sonst sterben?“ Und den Regisseuren seiner Stücke gab er den Rat auf den Weg, sie sollten darauf verzichten, in die Texte alte Witze einzubauen, denn „meine eigenen sind schon alt genug“. Anschließend wurde Flatow, der 91 Jahre alt geworden ist, auf dem Waldfriedhof beigesetzt, begleitet von etwa 150 Trauergästen. Bernd Matthies

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