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Berlin: Traum von Tempo 30: Autofahrer genervt, Radler erfreut Versuchsfeld Leipziger Straße : Mehrmonatiges Experiment soll Lärm und Abgase reduzieren

Seit einer Woche gilt auf der Leipziger Straße Tempo 30 – zumindest ein bisschen. Je ein unauffälliges Schild auf dem Mittelstreifen am Leipziger Platz und am Spittelmarkt macht seit vergangenem Montag auf den „Feldversuch Verkehr und Umwelt“ aufmerksam, mit dem der Senat die chronisch verstopfte Ost-West-Verbindung zu entlasten versucht: von Lärm, Abgasen und Stau.

Seit einer Woche gilt auf der Leipziger Straße Tempo 30 – zumindest ein bisschen. Je ein unauffälliges Schild auf dem Mittelstreifen am Leipziger Platz und am Spittelmarkt macht seit vergangenem Montag auf den „Feldversuch Verkehr und Umwelt“ aufmerksam, mit dem der Senat die chronisch verstopfte Ost-West-Verbindung zu entlasten versucht: von Lärm, Abgasen und Stau.

In der aktuellen Phase des mehrmonatigen Experiments sind die Ampeln so geschaltet, dass sich bei Tempo 30 eine grüne Welle ergibt. Leuchtziffern an den Ampelmasten zeigen das auch an, verbindlich ist das Tempolimit aber nicht. Am heutigen Montag wollen die Planer beraten, ob zusätzliche Schilder aufgestellt werden.

Bei einem Selbstversuch am Freitagmittag fühlte sich Tempo 30 bei mäßigem Verkehr auf der vierspurigen Straße im ersten Moment unangenehm langsam an. Außerdem drängelten mehrfach genervte Autofahrer am Heck. Sobald es ohnehin nur noch in Kolonne rollte, schlich es sich jedoch ungewohnt entspannt und sanft, weil weder starkes Beschleunigen noch Abbremsen notwendig wurden. Weil beides besonders viel Feinstaub in Form von Abgasen und Bremsabrieb verursacht, steckt darin auch der Sinn der Sache. Nur: wirklich flüssig wollte der Verkehr nicht werden. Mal, weil sich zu viele Schnellfahrer vorbeigedrängelt hatten, und mal, weil es einfach zu voll war. Außerdem passte die Grünphase an der Friedrichstraße nicht ganz.

Projektleiter Michael Beer von der Verkehrsverwaltung will keine Bilanz ziehen, bevor die Daten ausgewertet sind. Eine mobile Luftmessstation am Straßenrand erfasst die Belastung mit Ruß, Feinstaub und Stickstoffdioxid. Aussagekräftig werden die Messungen erst, wenn auch das jeweilige Wetter berücksichtigt wird. So ist bei kräftigem Westwind und Regen die Feinstaubbelastung der Luft generell niedriger als an trüben oder trockenen Tagen. Und Beer stellt klar, dass hinter dem Projekt keine politischen Vorgaben stecken: „Ziel ist nicht, die Geschwindigkeit zu verringern, sondern den Verkehr zu verstetigen, damit er weniger Lärm und Abgase verursacht.“

Der zweite Teil des Selbstversuchs, ebenfalls am Freitagmittag und diesmal per Fahrrad, verlief noch überraschender: Nie zuvor war die gefühlte Lebensgefahr auf der radweglosen Strecke so gering. Weil es offenbar für viele Autofahrer keinen Sinn ergab, zwischen den dicht beieinanderliegenden – und bei zu schneller Annährung stets roten – Ampeln allzu heftig zu beschleunigen, blieben dem Radler die haarscharfen Überholvorgänge der ganz Eiligen erspart. Weil auch das gefahrene Durchschnittstempo spürbar geringer war als sonst, ging es wohltuend ruhig zu.

Die aktuelle Phase ist die dritte des Modellversuchs. Sie dauert noch bis zum 25. November. Danach soll wieder Tempo 50 die Regel sein, das aber bei starker Luftbelastung auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert wird. Die Kosten für den bis Mitte Dezember anberaumten Versuch trägt das Bundesforschungsministerium. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2008 vorliegen.

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