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Berlin: Tröstliches Licht

Gottesdienst in der Wilmersdorfer Auenkirche zum Volkstrauertag

SONNTAGS UM ZEHN

In der Wilhelmsaue ließ die frühe Vormittagssonne gestern das letzte Herbstlaub golden aufleuchten. Golden leuchtete auch das Licht, das durch die bunten Glasfenster tröstlich in die Auenkirche fiel. Die Kirche war am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres gut gefüllt – eine im Bus sich englisch unterhaltende junge Familie brachte ihre drei Sprösslinge zuvor zum Kindergottesdienst, der gestern in der evangelischen Auenkirche dem Rosenwunder der Heiligen Elisabeth von Thüringen gewidmet war. Der Gottesdienst für die Großen war dem Volkstrauertag gewidmet. Dass es nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart zu viele Anlässe zum Trauern gibt, gab die Pfarrerin Katharina PlehnMartins gleich eingangs zu bedenken und vergaß nicht den jüngsten Anlass an diesem Wochenende – die Anschläge auf zwei Synagogen in Istanbul.

Die Predigt zum ernsten Thema überließ die Pfarrerin einer künftigen Kollegin – der jungen Christine Kückelshorn aus dem 7. Semester der theologischen Fakultät der Humboldt-Universität. Vom Weltgericht las sie aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums – wo der Menschensohn in seiner Herrlichkeit alle Völker vor sich versammelt und wie ein Hirte in Gerechte und Ungerechte scheidet. Den Gerechten schenkt er das ewige Leben, die Ungerechten schickt er in das ewige Feuer. Die einen haben irgendwann jemand aus einer Not geholfen, die anderen nie – „was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan“, begründet Gott seine Strafe. Das zu verstehen sei nicht leicht, sagt die junge Frau. Entweder – oder: Mache es sich Gott da nicht zu leicht, wo wir uns doch bemühten, nicht nur schwarz-weiß zu denken, fragt sie sich.

Und findet zur Antwort in Gottes Sinn. Sollen wir uns doch von der Not anderer berühren lassen, ihnen helfen – „was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“, sagt der Herr den Gerechten. Gerecht kann jeder von uns werden, das nehmen in der Auenkirche gestern die Großen mit heim – so wie nebenan die Kleinen die Geschichte der ungarischen Königstochter, die als Landgräfin Elisabeth aufopferungsvoll den Armen half.hema

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