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Berlin: Trotz der WM: Berlin bekommt kein Champions-League-Finale

Im Olympiastadion sollte das Endspiel 2008 oder 2009 ausgetragen werden. Nun freuen sich Moskau und Rom über das Treffen der besten Vereine Europas

Die beste Nachricht des Tages erreichte Peter von Löbbecke noch im Auto. Der drei Monate alten Alexander kommt am Freitag ins Olympiastadion; er wird dort als erstes Kind in der Kapelle getauft.

Das war’s allerdings mit den schönen Nachrichten an diesem Tag für den Manager des Olympiastadions, denn kurz vor 18 Uhr teilte der europäische Fußball-Verband Uefa auf einem kargen DIN-A4-Blatt mit, dass im Berliner Olympiastadion 2008 und 2009 kein Champions-League-Finale stattfinden wird. Stattdessen wurden Moskau und im Folgejahr Rom ausgewählt. Das Endspiel der Champions League mit den besten Vereinen Europas gilt als das wichtigste Fußballspiel nach dem Finale einer WM.

Die Entscheidung fiel etwas überraschend für die Stadionbetreiber, die sich nach der erfolgreichen Ausrichtung der WM Chancen ausgerechnet hatten. Das Stadion ist infrastrukturell gut erschlossen, mit einer Kapazität von 74 500 überdachten Plätzen entspricht es auch dem wichtigsten Kriterium der Uefa. Auch die unmittelbare Nähe eines Flughafens ist gegeben: Tegel und Tempelhof wurden schon während der Fußball-WM im Sommer von Sponsoren, VIPs und Sportlern angesteuert; die Fans wurden in Schönefeld abgefertigt.

Jetzt stehen für 2008 noch gar keine Großereignisse im Olympiastadion an, für 2009 immerhin die Leichtathletik- WM und im kommenden Jahr das Konzert von Herbert Grönemeyer. Auf das Management kommt nach der gescheiterten Bewerbung einiges an Arbeit zu. Schon in den beiden Jahren vor der Fußball-WM war Berlin mit seinem Stadion vom Komitee der Uefa nicht berücksichtigt worden.

Die Nachricht der Uefa war auch deshalb ein wenig unerwartet, weil der größte Favorit sich quasi selbst disqualifiziert hatte. Das alte Wembley-Stadion in London wird derzeit durch ein neues Stadion ersetzt, das längst hätte fertig sein sollen. Doch immer wieder gab es Verzögerungen in den vergangenen Monaten, zuletzt war von fast 1,5 Milliarden Euro Baukosten die Rede (statt wie geplant 500 Millionen Euro). Und vor einiger Zeit haben sich Baufirma und Betreiber so sehr zerstritten, dass sie sich nun vor Gericht zanken – schlimmstenfalls noch bis 2010. Wer Fußballverbände wie die Uefa oder die Fifa kennt, ahnte, dass dieser Risikofaktor das Aus bedeuten würde.

Es ist wohl auch eine sportpolitische Entscheidung, um zu testen, wie weit Russland ein Fußball-Großereignis nach Uefa-Maßstäben veranstalten und sich somit für größere Turniere empfehlen kann. Das Stadion mit seinen 85 000 roten und gelben Sitzschalen wurde in den Fünfzigern erbaut und vor den Olympischen Spielen 1980 grundsaniert. An das Olympiastadion in Rom haben die deutschen Fußballer immerhin schöne Erinnerungen: Dort wurde die Nationalmannschaft 1990 Weltmeister. In Berlin blieb ihnen das in diesem Sommer verwehrt.

André Görke

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