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Überfall in Potsdam: Ermyas M. nicht mehr in akuter Lebensgefahr

Knapp zwei Wochen nach dem Angriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. in Potsdam hat sich dessen Gesundheitszustand gebessert. Der Anwalt von einem der Tatverdächtigen erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Ermittler.

Potsdam - Nach Angaben des Ernst von Bergmann Klinikums in Potsdam befindet sich der 37-Jährige zwar weiter in einem kritischen Zustand, aber nicht mehr im künstlichen Koma. Der genaue Tathergang am Ostersonntag ist derweil immer noch unklar. Der Ablauf war nach Auskunft des Anwalts eines der beiden Festgenommenen «gänzlich anders» als bisher von den Ermittlungsbehörden bekannt gegeben.

Zum Gesundheitszustand des Opfers sagte der Geschäftsführer des Potsdamer Ernst von Bergmann Klinikums, Wilhelm Kahle, am Freitag der dpa: «Sein Zustand hat sich weiter stabilisiert, er ist aber weiter an eine Beatmungsmaschine angeschlossen.» Nach Einschätzung der Ärzte wird die intensivmedizinische Betreuung des Wasserbau-Ingenieurs noch Wochen dauern. «In dieser Zeit wird er wahrscheinlich nicht vernehmungsfähig sein.» Der Deutsche äthiopischer Herkunft hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten.

Der Anwalt eines der Verdächtigen, Veikko Bartel, sagte der dpa zum Tathergang: «Nach den in der Ermittlungsakte befindlichen Beweismitteln, insbesondere Zeugenaussagen sowie der Auswertung des Mailbox-Mitschnittes stellt sich das Geschehen gänzlich anders dar, als bislang von den Ermittlungsbehörden der Öffentlichkeit mitgeteilt.» Laut «Berliner Morgenpost» haben Zeugen berichtet, das Opfer selbst habe den Übergriff durch eine Provokation ausgelöst. Die Bundesanwaltschaft war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Bartel, der den wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft sitzenden 29-Jährigen vertritt, wollte den Bericht der «Berliner Morgenpost» weder bestätigen noch dementieren. «Ich werde mich zu Details des Inhalts nicht äußern.» Zugleich sagte Bartel der dpa, dass sein Mandant am nächsten Donnerstag auf Grund seines Antrags auf Haftprüfung erneut von einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe gehört wird. «Ich erwarte die Aufhebung des Haftbefehls, weil die Beweismittel nicht die Annahme eines dringenden Tatverdachts rechtfertigen.»

Die «Berliner Morgenpost» zitierte unter Berufung auf Sicherheitskreise mehrere Zeugen zu dem Übergriff. Demnach wollen zwei Taxifahrer sowie eine Passantin gesehen haben, wie sich zwischen dem stark alkoholisierten späteren Opfer zunächst in Tatortnähe ein Gespräch zwischen zwei vorbei kommenden Männern entwickelte. Kurze Zeit später seien diese Männer weitergegangen. Der Deutsch-Äthiopier habe dann einem von ihnen ins Gesäß getreten. Daraufhin habe einer der beiden Männer einmal zugeschlagen. In den vergangenen Tagen hatte die Bundesanwaltschaft mehrfach betont, sie mache keine Angaben zu einzelnen Ermittlungsergebnissen. (tso/dpa)

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