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Berlin: Überlegen

VON TAG ZU TAG Bernd Matthies verteidigt die schöne Kunst des Sitzenbleibens Ach, man möchte ja nun wirklich nicht mit der kleinen Berliner GEW streiten – ist sie doch gerade erst so tapfer und schmerzensreich auf ihrer Unterstützung des desaströsen Metallerstreiks sitzen geblieben. Kein Wunder, dass sie nun am liebsten das Sitzenbleiben ganz abschaffen will, jedenfalls an den Schulen.

VON TAG ZU TAG

Bernd Matthies verteidigt

die schöne Kunst des Sitzenbleibens

Ach, man möchte ja nun wirklich nicht mit der kleinen Berliner GEW streiten – ist sie doch gerade erst so tapfer und schmerzensreich auf ihrer Unterstützung des desaströsen Metallerstreiks sitzen geblieben. Kein Wunder, dass sie nun am liebsten das Sitzenbleiben ganz abschaffen will, jedenfalls an den Schulen. Pädagogisch mag das ja sinnvoll sein, für den betreffenden Schüler mehr als für seine Klasse – aber geht damit nicht auch eine spezifische Lebensform verloren? Stimmt die Behauptung, Sitzenbleiben sei „frustrierend und demotivierend“?

Denn wie wir einstigen Streber ja noch recht genau beurteilen können, folgt nach dem Klassenwechsel eine sehr motivierende Phase der Überlegenheit. Sitzenbleiber sind nämlich stärker, in den unteren Klassen zumindest körperlich, später vor allem, was den Schlag bei Mädchen angeht. Sie gehen cooler mit ihren Eltern um, lassen sich nicht vom Klingeln stressen, kurzum: Sie sind zu beneiden. „Sitzenbleiben? Super!“ ruft ein Kollege (Named.Red.bekannt). Er hat sich einst freiwillig zurückstufen lassen und wurde in der neuen Klasse zum Überflieger.

Und heute? Na, er ist immerhin TagesspiegelRedakteur, also bitte. Aber es hätte vielleicht sogar für eine Gewerkschaftskarriere gereicht.

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