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Überraschende Ernennung: Papst schickt Konservativen nach Berlin

Der Kölner Rainer Maria Woelki wird Erzbischof von Berlin. Für viele ist das eine Überraschung. Dem 54-Jährigem wird nachgesagt, der ultrakonservativen Laienorganisation Opus Dei nahe zu stehen.

Der Kölner Weihbischof Rainer Maria Woelki wird neuer Erzbischof von Berlin. Das gaben am Sonnabend zeitgleich der Vatikan und das Berliner Erzbistum bekannt. Dass die Wahl auf Woelki fiel, gilt als Überraschung. Der 54 Jahre alte geborene Kölner ist ein enger Vertrauter des Kölner Kardinals Joachim Meisner, dessen Sekretär er viele Jahre war. Meisner war von 1980 bis 1989 Erzbischof von Berlin und ist der führende Vertreter des konservativen Flügels in der Deutschen Bischofskonferenz.

Woelki promovierte im Jahr 2000 an der Universität vom Heiligen Kreuz, die von der Personalprälatur Opus Dei geleitet wird. Ihm wird auch persönlich eine Nähe zu dieser erzkonservativen Laienorganisation nachgesagt. Bis 2003 leitete er das Priesterseminar Collegium Albertinum, 2003 wurde er zum Weihbischof ernannt. Seitdem ist er für die Seelsorgeregion Düsseldorf, Wuppertal, Neuss, Solingen und den Oberbergischen Kreis zuständig. Der „Kölner Bistumszeitung“ sagte Woelki, dass das Christentum in Deutschland in Zukunft ein „ganz entschiedenes Christentum“ sein werde. „Das, was jetzt noch Fassade ist, wird dann weggebrochen sein.“ Die Kirche werde sich „auf das Wesentliche zurückführen lassen müssen“.

Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich, der ebenfalls als Schüler des Kölner Kardinals Meisner gilt, lobte Woelki als Seelsorger und als einen „Menschen, der eine klare Linie hat“. Er sei aber „nicht beratungsresistent“. Wann Woelki in sein neues Amt eingeführt wird, ist unklar. Er gehe davon aus, dass es noch vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. am 22. September in Berlin geschehen werde, sagte Heinrich.

Die Personalentscheidung löste in Berlin ein zweispältiges Echo aus. Die CDU- Bundestagsabgeordnete Monika Grütters sagte dem Tagesspiegel, sie hoffe, dass Gerüchte von Woelkis Nähe zum Opus Dei nicht zuträfen: „Das wäre verheerend.“ Der neue Erzbischof brauche „Offenheit für eine so heterogene Gesellschaft“ wie die in Berlin. Dazu gehörten Diaspora-Erfahrung, Bereitschaft zur Ökumene und zum Zusammenleben mit anderen Religionen.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, er freue sich, dass die Entscheidung nun gefallen sei. Er biete dem neuen Berliner Erzbischof eine „gute Zusammenarbeit“ an.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) erklärte, es gelte das Gebot der Fairness, Woelki sei „willkommen“. Zugleich äußerte Thierse als langjähriges Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) „Erwartungen an einen Hauptstadtbischof“: „Ich wünsche mir, dass er sich auf die Stadt einlässt und dass er bereit ist, mit den Christen beider Konfessionen in diesem Bistum zu kommunizieren“, sagte er dem Tagesspiegel. Gefragt sei außerdem die Bereitschaft zum Dialog mit Politik, Wissenschaft und Kultur. „Kleiner ist das nicht zu haben“, fügte Thierse hinzu.

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