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Überzählige Lehrer nach Doppelabiturjahrgang: Gymnasien verlieren 300 Stellen

Nach dem Doppelabiturjahrgang sind zu viele Lehrer an Berliner Gymnasien. Ein Versetzungskarussel soll den Ausgleich bringen. Besonders Referendare sind davon betroffen.

An den Gymnasien beginnt das Stühlerücken: Sobald im Sommer die Abiturienten verabschiedet sind, verlieren die Gymnasien über 300 Stellen, die dem großen Doppeljahrgang geschuldet waren. Etliche Lehrer rechnen damit, an Sekundarschulen versetzt zu werden. Längst wird in den Gymnasien nach Wegen gesucht, wie man den Abzug geschätzter Fachkräfte verhindern und den Weggang ungeliebter Mitarbeiter beschleunigen kann.

Noch ist unklar, wie viele Pädagogen tatsächlich auf das gefürchtete „Lehrerkarussell“ aufspringen müssen. Einige der eigentlich überzähligen Lehrer können an ihren Schulen bleiben, weil Kollegen in Pension gehen oder weil viele fünfte oder siebte Klassen aufgenommen werden. Zudem müssen Beurlaubungen, Schwangerschaften und Abordnungen berücksichtigt werden, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Bildungsverwaltung. Sie verweist auf die noch „laufende Vorplanung für das kommende Schuljahr“.

Etliche Gymnasien hätten im vergangenen Schuljahr wegen des Doppeljahrgangs besonders viele Referendare aufgenommen, die jetzt ihre Ausbildung beenden und an andere Schulen wechseln, berichtet GEW-Sprecher Tom Erdmann: Auf diese Weise wollten die Schulen verhindern, dass sie aus ihrem eigenen festen Bestand Lehrer abgeben müssen, wenn der Doppeljahrgang geht. Dennoch rechnet Erdmann mit einer „Umsetzungswelle“, zumal es Gymnasien gebe, die zehn Prozent mehr Lehrer hätten, als sie im kommenden Jahr benötigen. Erdmann geht davon aus, dass einige Schulen ganz froh sein werden, „unliebsame Kollegen“ loszuwerden. Fest steht, dass Lehrkräften mit kleinen Kindern oder Behinderungen keine Versetzungen in entfernte Schulen zugemutet werden dürfen. Die GEW-Vorsitzende Sigrid Baumgardt hofft, dass die Bildungsverwaltung kurzfristige Überhänge an Gymnasien toleriert: „Wenn zum Halbjahr Lehrer in Pension gehen, wäre es vernünftig, überzählige Lehrer dort zu belassen, um dann nicht erneut Lücken stopfen zu müssen“, appelliert Baumgardt.

Noch ist unklar, ob sich die Bildungsverwaltung dieses Entgegenkommen leisten kann. Denn absehbar ist, dass es wieder nicht einfach sein dürfte, alle freien Stellen zum neuen Schuljahr auf Anhieb zu ersetzen. Im Mai beginnen die so genannten Castings. Unruhe gibt es an den Schulen aber noch aus einem anderen Grund: Ein Großteil der Lehrer, die jetzt in Pension gehen, haben Arbeitszeitkonten angespart, die sie zum Ende ihrer Berufstätigkeit abbummeln sollen. Dies bedeutet, dass sie schon mehrere Wochen oder Monate vor ihrer Pensionierung aufhören dürfen zu arbeiten, ohne dass die betreffende Schule in dieser Zeit in jedem Fall Ersatz für die Lehrkraft bekommt. Dieses Problem gehört zu den Aufgaben, die der Nachfolger von Abteilungsleiter Erhard Laube lösen muss: Am heutigen Mittwoch soll zu dieser Personalie eine Entscheidung fallen.

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